Die französische Präsidentschaftskandidatin und Vorsitzende des Front National, Marine Le Pen, bekommt in ihrer Heimat aufgrund ihres Besuches beim Ball des Wiener Korporationsrings (WKR) schlechte Presse. Die "Liberation" schreibt unter dem Titel "Brauner Walzer in Wien" über den Besuch der Tochter von Jean-Marie Le Pen, der ausgerechnet am Holocaust-Gendenktag stattgefunden habe. Le Pen habe in jener Hofburg getanzt, wo Adolf Hitler 1938 den Anschluss Österreichs an Deutschland verkündet habe.

Le Pen senior hat gegenüber "Liberation" erklärt, dass er selbst schon auf dem WKR-Ball gewesen sei und dieser wie "Strauss ohne Kahn" sei. Er bezeichnet den Burschenschafter-Ball als "wunderbare Veranstaltung, die das Wien des 19. Jahrhunderts nachzeichnet".

Die Partei von Marine Le Pen sah sich genötigt, eine erklärende Stellungnahme abzugeben, um gegen die "Desinformation und den intellektuellen Terrorismus" anzukämpfen, der in Form der Kritik am Ballbesuch veröffentlicht worden sei.

Ludovic de Danne, Mitarbeiter von Marine Le Pen, schreibt: "Es ist skandalös, dass der Holocaust-Gedenktag durch die extreme Linke politisch instrumentalisiert wird." Man müsse aber die Kritik der "armen" Sozialisten, Kommunisten und Grünen verstehen, da FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache schon bei 28 Prozent liege.

De Danne hält fest: "Auch wenn es in Burschenschaften Nazis gegeben hat, verpflichtet eine Mitgliedschaft in einer Burschenschaft zu nichts. Hitler war Vegetarier. Sind deswegen alle Vegetarier Nazis?" In der Stellungnahme wird auf alle Fälle Wert darauf gelegt, dass Le Pen nicht von den Organisatoren des WKR-Balls in die Loge von Strache eingeladen worden sei. (red, derStandard.at, 30.1.2012)