Sofia/Riga/Warschau/Prag - In Bulgarien ist nach heftigen Schneefällen nun auch sibirische Kälte eingebrochen. Am kältesten war es mit knapp 20 Grad unter null in der Stadt Russe, berichtete die Nachrichtenagentur BTA am Montag. Für die Donaustadt sei dies ein Rekord in den vergangenen 50 Jahren.

Ähnliche Rekorde gab es in insgesamt 15 Städten des Landes. Wegen der eisigen Kälte wurde fast im ganzen Land die zweithöchste Warnstufe orange ausgerufen. In den kommenden Tagen sollen die Temperaturen weiter sinken. Die Kälte ließ Straßen und Gehsteige vielerorts zu Rutschbahnen werden. Dutzende Menschen mussten mit Bein- oder Armfrakturen behandelt werden.

Vier Tote im Baltikum

In den baltischen Staaten sind mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Bei Temperaturen von teilweise unter minus 20 Grad starben in Lettland drei Menschen an Erfrierungen, berichteten lokale Medien am Montag. Die Todesopfer seien vermutlich obdachlos gewesen. Auch in Litauen ist ein Mensch an den Folgen der Kälte gestorben. Einem Obdachlosen mussten wegen Erfrierungen die Beine amputiert werden.

In den kommenden Tagen wird sich der strenge Frost weiter verschärfen. Nach Angaben der meteorologischen Institute sind in Estland, Lettland und Litauen Anfang Februar nachts stellenweise Tiefstwerte unter minus 30 Grad möglich. Am kältesten soll es im Nordosten Estlands an der Grenze zu Russland werden. Die Behörden haben bereits erste Warnungen herausgegeben und der Bevölkerung empfohlen, ihre Häuser möglichst nicht zu verlassen.

Rekordwerte auch in Polen

In Polen wurde am Montag der bisher kälteste Tag dieses Winters verzeichnet. In Stuposiany im Bieszczady-Gebirge im Südosten des Landes betrug die Temperatur in der Früh minus 27 Grad.

Besonders frostig war es auch an der Küste, wo starke Windböen das Kältegefühl noch verstärkten. In mehreren Städten des Landes waren angesichts der angekündigten Kältewelle bereits am Wochenende zusätzliche Übernachtungsplätze für Obdachlose eingerichtet worden.

In Tschechien brechen Eisenbahnschienen

Eisiger Frost hat auch Tschechien fest im Griff: Die tiefste Temperatur wurde am Montag in der Früh mit minus 20,9 Grad in der Gemeinde Svetla Hora im Altvatergebirge gemessen. Bis Ende der Woche könnte das Quecksilber nach Angaben der Meteorologen an einzelnen Orten sogar auf bis zu minus 35 Grad sinken. Auf zwei Eisenbahnstrecken im Osten des Landes brachen wegen des starken Frosts die Schienen.

Gefährlich ist die Frostwelle für die etwa 3.000 Obdachlosen in Prag. Neun von ihnen sind nach Angaben des Rettungsdienstes in diesem Winter bereits auf der Straße gestorben. Hilfsorganisationen weisen seit Jahren auf einen Mangel an festen Notunterkünften hin. Vom Plan, provisorisch eine aufblasbare Halle zu installieren, hatte die Stadt aus Sicherheitsgründen und aus Rücksicht auf Anrainer Abstand genommen. 

Vier Menschen in Rumänien erfroren

Bei Temperaturen von minus 25 Grad sind in Rumänien vier Menschen erfroren, teilte das Gesundheitsministerium in Bukarest am Montag mit. Vereinzelt blieben am Montag Schulen auf dem Land geschlossen - die Heizungen kamen nicht gegen den Frost an.

In der ostrumänischen Industriestadt Galati mit etwa 300.000 Einwohnern hatte die Hälfte der Bevölkerung am Montag in der Früh kein Leitungswasser, weil Pumpstationen eingefroren waren. Für die kommenden drei Tage wurden Tiefsttemperaturen von minus 27 Grad prognostiziert. (APA)