Bild nicht mehr verfügbar.

Will verhandeln: Ex-Taliban-Minister Maulvi Rahmani.

Foto: Reuters/Ismail

Sie reden angeblich miteinander. Über zehn Jahre nach Beginn des Krieges in Afghanistan und tausenden Toten scheinen die USA und die Taliban zaghaft aufeinander zuzugehen. Wie die "New York Times" am Sonntag berichtete, haben Unterhändler beider Seiten nun im Golfstaat Katar erste Gespräche begonnen. Um offizielle Friedensverhandlungen handle es sich aber noch nicht.

Beide Seiten loteten zunächst vertrauensbildende Maßnahmen aus. Es gehe darum, ein Klima des Vertrauens aufzubauen, sagte der frühere Taliban-Politiker Maulvi Rahmani, der nun Mitglied von Afghanistans Hohem Friedensrat ist. Der Zeitung zufolge sind die Taliban dabei, ein politisches Büro in Katar aufzubauen. Im Gespräch ist zudem, dass die USA fünf Taliban-Führungsmitglieder aus Guantánamo entlassen. Sie würden vermutlich nach Katar überstellt, um dort die politischen Verhandlungen zu unterstützen, schrieb die "New York Times".

Auch Pakistan hat die Gespräche offenbar nach anfänglichem Widerstand stillschweigend gebilligt. In dem Nachbarland von Afghanistan hält sich seit Jahren die Führungsriege der afghanischen Taliban versteckt. Laut Zeitung durften nun vier bis acht Taliban-Unterhändler aus Pakistan nach Katar reisen. Dies wäre ohne heimlichen Segen Islamabads nicht möglich gewesen. Auch Afghanistan scheint die Kontakte zähneknirschend zu dulden. Afghanistans Präsident Hamid Karsai hatte sich erbost gezeigt, weil seine Regierung bisher nicht direkt in die Gespräche eingebunden ist.

Zugleich scheint sich auch die Krise zwischen der zivilen Regierung und dem mächtigen Militär in Pakistan zu entschärfen. Regierungschef Yousuf Raza Gilani nahm seine Kritik an der Armee zurück. Das Militär "will Demokratie" , sagte Gilani und zeigte sich sicher: "Es wird keinen Coup geben." In den vergangenen drei Monaten hatten sich Regierung und Militär derart in den Haaren gelegen, dass spekuliert wurde, dass die Generäle die Regierung stürzen und vorgezogene Neuwahlen erzwingen wollten.

Pakistans neuer politischer Shootingstar, der Ex-Cricket-Spieler Imran Khan, wird als möglicher neuer "Mann des Militärs" auf dem politischen Parkett gehandelt. Auch Pakistans früherer Militärherrscher Pervez Musharraf hatte angekündigt, er werde im Jänner aus dem Exil nach Pakistan zurückkehren, um bei den nächsten Wahlen als Kandidat anzutreten. Nun machte er aber einen Rückzieher, die Regierung hatte gedroht, ihn festzunehmen. (Christine Möllhoff aus Neu-Delhi, DER STANDARD, Printausgabe, 30.1.2012)