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Gerhart Wielinger, Ex-Landesamtsdirektor der Steiermark, Mitglied des Österreich-Konvents, Vorsitzender des Menschenrechtsbeirates im Innenministerium.

Foto: APA/Pfarrhofer

STANDARD: Sie waren an führender Stelle in der Verwaltung, als Landesamtsdirektor, tätig und stets der Meinung, dass in der Verwaltung kaum gespart werden könne. Warum eigentlich?

Wielinger: Man kann schon in der Verwaltung einsparen. Aber der Glaube an die Summen, die angeblich gespart werden könnten, stimmen mit der Realität sicher nicht überein. Da ist von Milliarden Euro die Rede, in Wirklichkeit ist es ein Bruchteil. Strukturreformen kann man sehr wohl machen.

STANDARD: Wirtschaftsforscher und auch der Rechnungshof sprechen aber sehr wohl von enormen Summen.

Wielinger: Das Problem ist, dass jeder etwas anderes unter Verwaltungsreform versteht. Im weiteren Umfeld der Verwaltung, etwa im Spital- aber auch Bildungsbereich liegt sicher viel Einsparungspotenzial, nicht aber in der Verwaltung im engeren Sinn. Da sind keine Milliarden zu holen, weil das nur über das Personal gehen würde. Mehr als natürliche Abgänge nicht zu ersetzen, geht nicht. Das eigentliche Problem in der staatlichen Verwaltung ist, dass die Politiker die Verwaltung als Versorgungsstelle für Parteigänger verstehen. Das ist auch das Problem der Kabinette der Minister und Landeshauptleute. Das sind teure Doppelverwaltungen, aber auch Ineffizienzen. Ich glaube nicht an große Reformen. (mue, DER STANDARD, Printausgabe, 30.1.2012)