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Chaos auf sämtlichen Flughäfen, die Spanair angeflogen hat.

Foto: Reuters/Albert Gea

Barcelona - Die finanziell schwer angeschlagene spanische Fluggesellschaft Spanair hat ihren Betrieb abrupt eingestellt und sämtliche Flüge gestrichen, zum Teil eine halbe Stunde vor dem geplanten Abflug. Spanischen Medien zufolge waren am Wochenende mindestens 22.000 Passagiere betroffen. Auf spanischen Flughäfen saßen hunderte Fluggäste fest, von denen viele ihrem Ärger lautstark Luft machten.

Der letzte Flug der Gesellschaft landete am Freitag um 22.00 Uhr. Danach mussten konkurrierende Fluggesellschaften wie Iberia, Vueling und Easyjet einspringen. Die Regierung gab die Zahl der zwischen Samstag und Montag gestrichenen Spanair-Flüge mit 647 an. Auf einem Flughafen in Mali saßen demnach 170 Passagiere fest, eine ähnlich große Zahl in Gambia, außerdem mehrere in Marokko.

Passagiere beschweren sich: Ersatzticket selbst zu zahlen

Das spanische Verkehrsministerium erklärte, die Firma sei verpflichtet, sich um die betroffenen Passagiere zu kümmern. Insbesondere müsse sie ihnen den Ticketpreis erstatten und eine alternative Beförderungsmöglichkeit zur Verfügung stellen. Einige Passagiere beschwerten sich, dass sie zu allem Übel auch noch für Ersatztickets zahlen müssten.

Spanair erklärte zur Begründung der sofortigen Einstellung des Betriebs am Freitagabend, die Entscheidung sei angesichts der "mangelnden finanziellen Aussichten für die kommenden Monate" aus Vorsicht und zur Sicherheit getroffen worden. Die Leitung des Unternehmens bedauere die Lage und bitte alle Betroffenen um Verzeihung.

Katalonien wollte keinen Kredit geben

Die Region Katalonien, die einer der wichtigsten Anteilseigner der Firma ist, hatte zuvor erklärt, dass sie wegen der "aktuellen Krise" der angeschlagenen Fluggesellschaft keinen neuen Kredit geben könne. Diese Entscheidung sei nach dem Scheitern der Verhandlungen von Spanair mit Qatar Airways über eine finanzielle Partnerschaft getroffen worden, hieß es. Die Region hatte im Januar 2011 Spanair einen Notkredit von 10,5 Millionen Euro gewährt. Spanair war auch zuvor massiv vom Staat unterstützt worden.

Die spanische Regierung kündigte am Samstagnachmittag Strafmaßnahmen gegen Spanair an. Wegen Verletzung der Regeln über Betriebskontinuität und Passagierrechte könne ein Bußgeld von bis zu neun Millionen Euro auf das Unternehmen zukommen. Das Verkehrsministerium erklärte, dass es wegen zweier schwerer Verstöße gegen das Gesetz über die Luftsicherheit gegen die Firma vorgehe. In beiden Fällen könnten demnach jeweils 4,5 Millionen Euro Strafe fällig werden.

1986 gegründet

Spanair war 1986 gegründet worden. Die Fluggesellschaft war vor allem innerhalb Spaniens aktiv. In Deutschland flog Spanair zuletzt Berlin, Hamburg, Frankfurt und München an. 2009 wurde die Tochterfirma der skandinavischen Fluggesellschaft SAS von spanischen Aktionären, darunter der Region Katalonien, übernommen.

Im August 2008 wurde die Gesellschaft durch den Unfall einer ihrer Maschinen am Flughafen von Madrid schwer getroffen. 154 Menschen starben, als das Flugzeug beim Start abstürzte. Danach wurde das Unternehmen umstrukturiert. Von den zuvor 4.000 Angestellten wurden 1.100 gekündigt. (APA)