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Der 85-Jährige Präsident Wade wird - obwohl eigentlich schon zu alt - erneut zur Wahl antreten.

Foto: AP/SARBAKHSHIAN

Dakar/Addis Abeba - Im Senegal hat die Zulassung von Präsident Abdoulaye Wade zur Kandidatur für eine dritte Amtszeit heftige Proteste ausgelöst. Nachdem es in der Hauptstadt Dakar zunächst Straßenschlachten gab, rief die Opposition am Samstag zum Widerstand gegen Wade auf. Der Weltmusik-Star Youssou N'Dour wehrte sich unterdessen gegen seinen Ausschluss von einer Kandidatur bei der Präsidentenwahl im Februar.

Das Verfassungsgericht hatte entschieden, dass der 85-jährige Wade erneut bei der Präsidentschaftswahl antreten darf, obwohl die Verfassung nur eine einmalige Wiederwahl erlaubt. In Dakar lieferten sich daraufhin in der Nacht auf Samstag oppositionelle Demonstranten Straßenschlachten mit der Polizei. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Schlagstöcke gegen die Demonstranten ein. Mindestens ein Polizist wurde getötet.

Sänger tritt gegen Präsident Wade an

Nach Angaben von Aktivisten nahm die Polizei Dutzende Menschen fest, darunter das ranghohe Mitglied der Oppositionsbewegung 23. Juni (M23), Alioune Tine. Die Bewegung, die bereits eine Massenkundgebung organisierte, rief zu weiteren Protesten auf. Die Menschen wollten zum Präsidentenpalast ziehen und den "Besetzer" Wade "herausholen".

Auf einer Liste des Verfassungsgerichts standen die Namen von 14 Kandidaten. Neben Wade dürfen beim ersten Wahlgang am 26. Februar unter anderen drei frühere Regierungschefs sowie Oppositionsführer Ousmane Tanor Dieng kandidieren. N'Dour, ebenfalls M23-Mitglied, sammelte laut Gericht nur 8.900 gültige Unterschriften und nicht die erforderlichen 10.000. Der Weltmusik-Star selbst hatte von fast 13.000 Unterschriften gesprochen. N'Dour erklärte, es handle sich um ein "politisches Urteil", das eine "politische Antwort" erfordere.

N'Dour habe am Samstag Widerspruch gegen die entsprechende Entscheidung des Verfassungsgerichts eingereicht, sagte sein Sprecher Doudou Sarr. N'Dour werde "bis zum Ende" gegen den amtierenden Staatschef Wade kämpfen. N'Dour selbst berichtete zudem, er sei von Polizisten bedroht worden, als er Tine seine Unterstützung anbieten wollte.

Sieben Präsidentschaftskandidaten fechten Zulassung an

Sieben Präsidentschaftskandidaten wehren sich juristisch gegen die Zulassung Wades. Jeder von ihnen reichte am Samstagabend Widerspruch gegen die umstrittene Entscheidung des Verfassungsgerichts ein, wie der Anwalt Moussa Bocar Thiam sagte. Ziel sei die "Annullierung" von Wades Kandidatur.

Ex-Regierungschef Macky Sall, ein weiteres M23-Führungsmitglied und Kandidat bei der Präsidentschaftswahl, forderte alle Senegalesen auf dafür zu sorgen, dass Wade seine Kandidatur zurückziehe. Dazu rief er zu Protestmärschen, Sitzblockaden und weiteren friedlichen Aktionen auf. Zugleich machte er Wade für die Gewalt in der Nacht auf Samstag verantwortlich.

Wade legte seinerseits Widerspruch gegen die Kandidatur Salls und des Ex-Ministerpräsidenten Idrissa Seck sowie des früheren Außenministers Cheikh Tidiane Gadio ein, wie die amtliche Nachrichtenagentur APS meldete. Ihre Zulassung solle zurückgenommen werden, wenn sie keine Unterlagen über die von ihnen gezahlten Steuern vorlegten.

Wade verspricht fairen Wahlkampf

Seine Gegner forderte Wade auf, die Proteste zu beenden. Es gebe nur "fadenscheinige" Argumente gegen seine Kandidatur. Gleichzeitig versprach er einen fairen Wahlkampf: "Es wird keine Einschränkung von Freiheiten geben."

Wade ist seit dem Jahr 2000 Präsident des westafrikanischen Landes. Laut 2001 verabschiedeter Verfassung sind im Senegal nur zwei Amtszeiten erlaubt. Wade sieht sich im Recht, für eine dritte Amtszeit kandidieren zu dürfen, weil die Beschränkung auf zwei Amtszeiten festgeschrieben wurde, nachdem er in den Präsidentenpalast eingezogen war. Deshalb darf seine erste Amtszeit aus seiner Sicht nicht mitgezählt werden. Im Falle einer Wiederwahl wäre Wade für weitere sieben Jahre an der Macht - und würde erst als 92-Jähriger in den Ruhestand gehen. Erst vor wenigen Wochen hatte der Politiker selbstbewusst erklärt: "Ich ziehe in einen Kampf ohne Gegner."

N'Dour ist in Europa einer der bekanntesten afrikanischen Musiker. Seinen international erfolgreichsten Hit "Seven Seconds" nahm er 1994 mit Neneh Cherry auf. N'Dour sang damals in seiner Heimatsprache Wolof. Unter anderem arbeitete er auch mit Paul Simon und Peter Gabriel zusammen. Das Magazin "Rolling Stone" kürte N'Dour zu "Afrikas berühmtestem lebenden Sänger". Im Senegal ist der Künstler schon lange ein gefeierter Star. (APA)