Es gibt viele furchtbare Fotos aus dem Holocaust, mit all den Leichenbergen und den Erschießungsszenen, aber eines schnürt die Kehle furchtbar zu. Es wurde am 26.Mai 1944 von einem SS-Mann in Auschwitz aufgenommen und zeigt eine alte jüdische Frau und ein paar kleine jüdische Kinder, die in einer von Stacheldraht gesäumten Gasse auf die Gaskammer zugehen. Die Kinder stapfen so dahin, die Frau führt sie an der Hand. Gottergeben oder eingeschüchtert von der NS- Terrormaschine gehen sie aus dem Eisenbahnwaggon direkt in den Tod. Dieses Dokument (von zehntausenden ) lässt keinen Anständigen kalt.

Unter den deutsch-völkischen bis rechtsextremen schlagenden Burschenschaftern, die da in der Hofburg einen Ball feiern, ist es weit verbreitet, derlei entweder überhaupt zu leugnen oder zu bagatellisieren oder bestensfalls mit einem "Ja, ja, aber wir Deutsche waren auch Opfer" von sich wegzuschieben. Das ist der eigentliche Grund, warum gegen eine Versammlung von mehrheitlich Verstockten wie den "Wiener Korporationsring" protestiert werden darf/soll/muss.

Von diesen Leuten ist nie ein klares Signal gekommen, dass sie etwas begriffen hätten. Sie wollen ihren Platz in der Gesellschaft, sie wollen in die Institutionen - sind schon recht tief dort eingedrungen - dann müssen sie auch damit rechen, dass man von ihnen Rechenschaft über ihre Haltung zum größten Zivilisationsbruch verlangt. (Hans Rauscher/DER STANDARD, Printausgabe, 28.1.2012)