Wien - Kaum eine Branche ist so vom Wetter abhängig wie der Sportartikelhandel - und das hat im vergangenen Jahr so gar nicht mitgespielt. Im Juli war es zu kalt und verregnet, im September und Oktober zu warm, dann ließ der Wintereinbruch lange auf sich warten. Von Jänner bis Oktober büßte der Sporthandel laut Statistik Austria real 3,5 Prozent ein. Zahlen für November und Dezember liegen noch nicht vor, ein reales (inflationsbereinigtes) Umsatzplus sei sich im Gesamtjahr 2011 aber nicht ausgegangen, ist sich Sporthandels-Obmann Ernst Aichinger sicher. Auch das Weihnachtsgeschäft vermochte das Ruder nicht mehr herumzureißen.

"Was ich so von den Betrieben höre, klingt nicht sehr rosig", sagte Aichinger am Freitag. Gleichzeitig übt er sich in Zweckoptimismus: "Nach etlichen fetten Jahren dürfen wir nicht die Nerven wegschmeißen, wenn einmal eine schwarze Null (nominell, Anm.) herauskommt." Die Branche setze schließlich auf ein sehr hohes Niveau auf. Seit dem Jahr 2000 seien die Umsätze im Sportfachhandel (Intersport, Hervis, Sport 2000 usw.) im Schnitt jährlich um 2,5 Prozent gestiegen, im Gesamthandel - dazu zählt auch Sportware, die im Schuh-, Bekleidungs- oder Lebensmittelhandel verkauft wird - um 3,3 Prozent. Im Jahr 2010 profitierte der Sportartikelhandel noch von idealen Wetterbedingungen und einem guten Weihnachtsgeschäft und wuchs mit 3,3 Prozent stärker als der Einzelhandel insgesamt.

Umsatzverschiebungen

Innerhalb der Branche komme es zu Umsatzverschiebungen. Während der gesamte Outdoorbereich "vom Schwammerlsuchen bis zum Hochgebirgsklettern" und Fahrräder "extrem gefragt" seien, fehle es im Skibereich an Nachwuchs. "Skifahren hat bei den jungen Leuten nicht mehr den Stellenwert, den es einmal hatte." Mit dem immer stärker anziehenden Verleihgeschäft hätten sich die Skihersteller außerdem selbst in die Bredouille gebracht, findet der Sporthandelsexperte. Mehr als ein Drittel der in Österreich abgesetzten Ski fließt bereits in das Verleihgeschäft.

Das Weltmarktvolumen dürfte im Winter 2011/12 bei 3,5 Millionen Paar Ski gelegen sein. Noch vor einigen Jahren wurden weltweit 4,5 Millionen Paar Bretter verkauft, zu den besten Zeiten waren es sogar 8 Millionen. In Österreich wurden nach Schätzungen etwa 350.000 Paar Ski und 370.000 Skischuhe verkauft. Für die Skihersteller ist die aktuelle Saison längst gelaufen, sie bereiten sich schon auf den nächsten Winter vor. Ab Sonntag (29. Jänner) präsentiert die Branche in München auf der Sportmesse ispo vier Tage lang einem Fachpublikum ihre Neuheiten rund um Sport, Fitness und Freizeit. Insgesamt nehmen über 2.300 Aussteller teil, darunter auch heimische Unternehmen wie Atomic, Eisbär, Fischer, Head, Löffler und Northland.

Als diesjähriger Trend gilt unter anderem das Thema "Digital Sports" - Apps mit Trainingsprotokollen, Laufrouten und Kalorienverbrauch. Im Wintersportbereich dürfte die "Rocker"-Technologie endgültig ihren Durchbruch feiern, heißt es. Dabei handelt es sich um deutlich breitere, an den Enden nach oben gebogene Bretter, die angeblich leichter zu fahren sind und sich sowohl für Pisten als auch für Tiefschnee eignen.

Auf die Konsumenten dürften auch im Winter 2012/13 wieder Preiserhöhungen zukommen. Aichinger glaubt aber nicht, dass die Sprünge besonders hoch sein werden. Der Konkurrenzdruck sei zu groß. (APA)