Bild nicht mehr verfügbar.

Auch Andreas Ivanschitz muss in Mainz Farbe bekennen.

Foto: APA/EPA

München - In der deutschen Bundesliga rückt an diesem Wochenende der Abstiegskampf in den Blickpunkt. Die sechs bislang schwächsten Mannschaften treffen aufeinander, veranstalten sozusagen ihre eigene Kellerparty. Und bekanntlich zählen da Punkte noch ein bisschen mehr als sonst.

Da wäre etwa der Hamburger SV. Das Liga-Urgestein wollte sich unter dem neuen Trainer Torsten Fink in der Rückrunde eigentlich nach oben orientieren, das ernüchternde 1:5 im ersten Match gegen Meister Borussia Dortmund machte diesem Begehr allerdings erst einmal einen Strich durch die Rechnung.  Fink sieht seine Mannschaft (Platz 14/19 Punkte) vor dem Spiel am Samstag bei Hertha BSC jedenfalls gefordert: "Das Spiel ist ein Gradmesser für die Zukunft."

Der aus Basel gekommene Ex-Bayer erwartet im Olympiastadion eine Nervenschlacht: "Auch Hertha steht mit dem Rücken zur Wand. Der Druck ist für beide Teams groß." Bescheidenheit ist bei den Hamburgern jedenfalls eine Zier geworden. " Unser Maßstab sind nicht Mannschaften wie Dortmund, sondern Hertha oder Köln", sagt Fink.

Skibbe und der Hammer

Bei der Hertha (13./20) gibt man sich nach dem ebenfalls verpatzten Start in Nürnberg (0:2) martialisch. "Wir werden dem HSV zeigen, wo der Hammer hängt", tönte Michael Skibbe. Der neue Trainer strahlt bei jeder Gelegenheit Optimismus aus. Doch der Trend spricht eine andere Sprache. Seit sieben Spielen sind die Hauptstädter ohne Sieg. Der Abstand auf den Relegationsplatz beträgt nur noch drei Punkte - und in Nürnberg zeigten sich gerade bei den klassischen Abstiegskampftugenden Defizite: Der Club kämpfte besser.

Zudem leidet die Hertha unter Personalproblemen: Kapitän André Mijatovic ist nach seiner Sprunggelenkverletzung weiter fraglich. Am Donnerstag verpflichtete man daher Verteidiger Felix Bastians vom SC Freiburg ab sofort bis 2016, der 23-Jährige sollte ursprünglich erst im Sommer ablösefrei kommen. Fünf Tage vor Schließung der Transferliste verständigten sich beide Klubs auf eine Ablösesumme.

Mainz-Manager macht Druck

Die Breisgauer selbst (17./16) bleiben auch nach dem Pflichtsieg gegen den FC Augsburg vor dem Duell mit dem FSV Mainz 05 am Sonntag zurückhaltend. "Uns ist durchaus bewusst, dass das nur der erste kleine Schritt war", sagte Sportdirektor Dirk Dufner. Matthias Ginter, Matchwinner gegen die Franken, erhielt wie drei weitere Nachwuchsleute einen Profivertrag. Weitere Neuzugänge könnten folgen.

Mainz (15./18) hofft, dass nun endlich der Knoten platzen möge. Nach dem unglücklichen 2:3 in Leverkusen hat das Überaschungsteam der vergangenen Saison nur noch einen Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz. Manager Christian Heidel erhöhte unter der Woche den Druck auf die Spieler und gab ihnen die Schuld für die unerfreuliche Lage . Er sei "grenzenlos enttäuscht", sagte Heidel, zumal die Mannschaft um Andreas Ivanschitz und Julian Baumgartlinger "Kilometer weit weg" von ihren eigenen Ansprüchen gewesen sei.

Unter besonderem Zugzwang stehen auch Schlusslicht Augsburg (18./15) und der 1. FC Kaiserslautern (16./17). Beide Teams dürfen sich am Samstag im direkten Duell keinen Ausrutscher erlauben. Aufsteiger Augsburg demonstrierte trotz aller Sorgen Gelassenheit: Manager Andreas Rettig stellte Trainer Jos Luhukay zum wiederholten Mal eine Jobgarantie aus - auch für den Fall des Abstiegs.

In der Pfalz blickt man dem Spiel mit gemischten Gefühlen entgegen. Nach dem 0:0 gegen Werder Bremen weiß niemand so recht, wo der Ex-Meister steht. Der Abwehr soll Neuzugang Anthar Yahia Sicherheit geben, wenn die Spielberechtigung für den ehemaligen Bochumer rechtzeitig eintrifft. Im Sturm hofft der Ex-Bremer Sandro Wagner auf seinen ersten Einsatz.

In München die Forderung nach Leidenschaft

Ebenfalls nicht sorgenfrei ist andernorts Tabellenführer Bayern München:  Nach der Enttäuschung von Gladbach (1:3) zählt im Heimspiel gegen Wolfsburg nur ein Sieg. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge will eine "sofortige Reaktion", zudem "Leidenschaft, Biss, Aggressivität und Wille" sehen. Trainer Jupp Heynckes forderte seine Spieler auf, wieder "über die Schmerzgrenze hinwegzugehen". Entscheidend sei zudem, "dass die Mannschaft wieder mehr nach hinten arbeitet und robuster in die Zweikämpfe geht."

Während beim VfL steht Torjäger Mario Mandzukic nach überstandener Lungenverletzung vor dem Comeback steht, muss Heynckes nach dem Ausfall von Daniel van Buyten die Abwehr umbauen. Nationalspieler Jerome Boateng rutscht in die Innenverteidigung, Rafinha verteidigt auf rechts. Für den nach einer Sperre wieder zur Verfügung stehenden Ribéry muss im Mittelfeld Anatoli Timoschtschuk weichen. Dafür wird Toni Kroos neben Schweinsteiger, der sich nach Schulterverletzung und Kniereizung wieder fit fühlt, etwas defensiver agieren.

Im Sonntag-Schlager trifft Martin Harnik mit dem VfB Stuttgart zu Hause auf den Tabellenvierten Mönchengladbach. Die Borussia (Martin Stranzl) liegt nur einen Punkt hinter dem Spitzentrio Bayern, Dortmund und Schalke auf Rang vier. Mit der Rückkehr von Abwehrchef Dante hoffen die Gladbacher auf das Ende der rabenschwarzen Serie gegen den schwäbischen Angstgegner. In den vergangenen 27 Bundesligaspielen gelang ihnen gegen Stuttgart lediglich ein Sieg.

Prödl geht es besser

Gute Nachrichten gibt es unterdessen von Sebastian Prödl, der sich nach seiner schweren Gesichtsverletzung auf dem Weg der Besserung befindet. "Die Operation am Montag ist gut verlaufen. Ich habe zwar noch starke Schmerzen und muss mir viel Ruhe gönnen, aber langsam geht es wieder aufwärts", gab der österreichische Bremen-Verteidiger bekannt. Prödl war beim 0:0 in Kaiserslautern beim Versuch, einen Abpraller im gegnerischen Strafraum per Kopf zu verwerten, von Gegenspieler Dorge Kouemaha mit voller Wucht am Kopf getroffen worden und erlitt dabei einen mehrfachen Bruch des Nasenbeins sowie Brüche des Oberkiefers.

"Wir haben mit Basti gesprochen. Es geht ihm etwas besser. Er kann bald aus dem Krankenhaus entlassen werden, und es ist erstmal kein Thema, dass er nochmals operiert werden muss. Allerdings ist es nicht angenehm, wenn man nicht richtig kauen und essen kann und das Gesicht noch geschwollen ist. Deshalb geht es jetzt erstmal primär darum, sich normal bewegen zu können und einen normalen täglichen Ablauf zu erreichen. Ers dann kann er in den den Aufbaubereich übergehen", erklärte Werders Cheftrainer Thomas Schaaf auf der Homepage des Klubs. 

Ballack und kein Ende

Die Bremer treffen am Samstag auf Leverkusen, wo sich die Ballack-Saga wieder zuspitzt. Nach vielen Querelen attackierte Wolfgang Holzhäuser den Mittelfeldstar in ungewöhnlicher Schärfe. "Michael ist auf keinem guten Weg. Es ist der Punkt erreicht, bei dem Rudi Völler und ich nicht mehr mitgehen wollen", sagte der Bayer-Geschäftsführer. Holzhäuser gab erstmals offen zu, dass das zweite Engagement des 35-jährigen Mittelfeldstars in Leverkusen bisher ein Fehlschlag war. Ballacks Manager wies die Kritik zurück. Ballack sei ein Bauernopfer, es solle von ganz anderen Schwierigkeiten im Klub abgelenkt werden. (sid/red)