Gegenwind aus Tirol für Grünen-Chefin Eva Glawischnig.

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Innsbruck - Geht es nach einem Vertreter der Tiroler Grünen, soll Klub- und Parteichefin Eva Glawischnig nach der Nationalratswahl 2013 den Posten räumen und zurücktreten. Landtagsabgeordneter Gebi Mair bezeichnete den derzeitigen Zustand der Bundespartei als nicht erfreulich, er vermisse die "klaren Konturen" bei den Grünen. "Wo ist unsere inhaltliche Positionierung derzeit auf Bundesebene?", fragt er sich in der Freitagsausgabe der "Tiroler Tageszeitung". Die Grünen bräuchten frischen Wind an der Spitze, den Mairs Meinung nach der Tiroler Klubchef Georg Willi nach Wien bringen könnte.

Fehlendes Profil

"Nicht nur wir in Tirol hoffen auf Veränderungen, wir bekommen derzeit auch viel Unterstützung aus anderen Bundesländern", wurde Mair in dem Blatt zitiert. Der Wunsch nach frischem Wind an der Spitze sei spürbar. Ihm fehlten Konturen und inhaltliche Positionierungen der Grünen. Glawischnig sei nicht in der Lage, den Grünen ein klares Profil zu geben, meinte Mair. Seiner Ansicht nach sei es zuletzt nicht gelungen, "dass wir zu einem Faktor werden, dass man sich mit unseren Positionen auseinandersetzt. Deshalb fällt es uns auch schwer, politisch zu punkten."

Willi wird in Position gebracht

Als größten Mangel ortet der Tiroler Landtagsabgeordnete derzeit die fehlende Persönlichkeitsentwicklung bei den Grünen. "Georg Willi bringt hier viel Erfahrung mit", erklärte Mair in der "TT". Er lasse in Tirol zu, dass sich Persönlichkeiten bei den Grünen entfalten könnten, auch wenn er inhaltlich nicht immer mit ihren Positionen übereinstimme. Und im Gegensatz zu Glawischnig könne Willi Beziehungen zu Menschen herstellen, sie auch inhaltlich fesseln, so der Jungpolitiker. Daraus müssten die Konsequenzen gezogen werden.

Tiroler Landespartei distanziert sich

Mair hat nach seinem Vorstoß von seiner Landespartei offenbar eine Kopfwäsche erhalten. "Weder können wir uns dieser Kritik anschließen noch haben wir uns im Vorfeld darüber ausgetauscht", teilten der Klubobmann der Tiroler Grünen, Georg Willi, und Landessprecherin Ingrid Felipe in einer Aussendung am Freitag mit. "Als Landessprecherin bin ich sehr verwundert über die Kritik von Gebi Mair an Bundessprecherin Eva Glawischnig", fügte sie hinzu.

Eva Glawischnig sei eine inhaltlich äußerst kompetente Bundessprecherin für die Grünen. Bei Diskussionsbedarf würden sie zum Telefon greifen und eine professionelle, lösungsorientierte und offene Zusammenarbeit mit ihr erleben. "Ich distanziere mich von Mairs Aussagen und von dieser Art, Politik zu machen", erklärte Felipe. Der Klubchef erwartete sich indes von seinem Landtagskollegen, "dass nicht über Positionen in einem zukünftigen grünen Klub spekuliert wird". "Ich halte Eva Glawischnig für eine ausgezeichnete Bundessprecherin und Klubobfrau und werde sie auch in Zukunft in welcher Rolle auch immer voll unterstützen", sagte Willi.

Er werde bis zur Landtagswahl mit voller Kraft für Tirol arbeiten, wo es derzeit gerade angesichts der jüngsten Korruptionsfälle riesige Herausforderungen gebe. Von Mair erwarte er sich, dass dieser sich "voll auf seine Arbeit als Aufdecker von Missständen in Tirol konzentriert", so Willi. "Wir brauchen in Tirol mutige Entscheidungen, um den falschen Kurs der Landesregierung zu ändern, nicht persönliche Profilierung auf Kosten anderer", meinte der Tiroler Klubobmann.

Wallner verwundert

Der grüne Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner hat sich verwundert über die Kritik seines Tiroler Parteikollegen Gebi Mair an Bundessprecherin Eva Glawischnig gezeigt. Wallner verwies auf positive Rückmeldungen aus den Ländern, was inhaltliche Debatten, Schwerpunktsetzungen und Kampagnen betreffe. Auch Mair habe sich dazu bisher nicht kritisch geäußert. Eine "Kopfwäsche" für den aufmüpfigen Tiroler schloss Wallner aus. "Ich bin Bundesgeschäftsführer und nicht Friseur."

Andere Landesparteien: "Einzelmeinung"

In den restlichen Bundesländern wurden die Aussagen von Mair als "Einzelmeinung abgetan. In Innsbruck stünden dieses Jahr Gemeinderatswahlen an, da scheine es gewisse Profilierungswünsche zu geben, die Ansichten Mairs seien sicher nicht die Meinung der Grünen in Tirol. Landessprecher der Grünen in Kärnten, Frank Frey: "Die Kärntner Grünen stehen voll und ganz hinter Eva Glawischnig."

Thomas Huber, Landesgeschäftsführer der niederösterreichischen Grünen bezeichnete Mairs Aussagen als "völlig jenseitig" sei. Der Mandatar wolle sich nur profilieren. Grünen-Chef und Landesrat in Oberösterreich, Rudi Anschober, sieht die Bundespartei gut aufgestellt - und sicherte Glawischnig aus Oberösterreich volle Unterstützung zu. Der Tiroler Klubobmann Georg Willi wäre sicherlich eine Bereicherung für den Parlamentsklub sein, so der Landesrat zu den personellen Wünschen Mairs, mehr würde dieser auch selbst nicht wollen.

"Unbegründet und vor allem rätselhaft" ist für die Salzburger Landessprecherin Astrid Rössler die Forderung aus Tirol. Sie kenne den Hintergrund nicht und könne die Aussage daher auch nicht einordnen, "aber ich denke, es wird einen Grund dafür geben". Inhaltlich entspreche diese Kritik nicht dem derzeitigen Arbeitsstil der Parteispitze, den sie als "konsequent und konstruktiv" empfinde, so die sichtlich überraschte Rössler, die sich gerade auf dem Weg zum erweiterten Bundesvorstand befand.

Bei den steirischen Grünen ist eine Ablöse Glawischnigs kein Thema. Es seien dazu keinerlei Diskussionen bekannt, hieß es am Freitag aus der Landespartei. Außerdem lägen die Grünen in Umfragen derzeit gut, besser als zu Zeiten Alexander Van der Bellens, so ein Sprecher.

Die grüne Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou antwortete gelassen auf Mairs Äußerungen: "Eva Glawischnig ist zuletzt mit 96 Prozent im Bundeskongress bestätigt worden. Damit kann man sagen, sie ist unangefochten, Gebi Mair ist nur einer von den vier Prozent."  (APA)