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Auch ohne unmittelbare Gefahr gehört ein Standard-Equipment zum Wintersport dazu.

Foto: APA/Gindl

Fieberbrunn/Wien - Selbst professionelle Freerider, die schon einiges gesehen haben, konnten ihr Glück kaum fassen. "Ich war in vielen Skigebieten weltweit unterwegs", erzählt der 30-jährige Niederösterreicher Matthias Mayr. "Ich war in Japan Ski fahren, in Kanada, Alaska, Chile, Schweden, Frankreich und in der Schweiz. Aber die Tiefschnee-Bedingungen, die wir zuletzt zu Hause vorgefunden haben, waren außer Konkurrenz."

Nach den massiven Schneefällen in den vergangenen Wochen waren steilste Hänge und Rinnen abseits der präparierten Pisten plötzlich befahrbar, Bachbette konnten überquert werden, meterhoher Tiefschnee unter mächtigen Felsen verlockte zu waghalsigen Sprüngen. Während Mayr die spektakulärsten Linien im Salzburger Land wählte, war sein Kollege Matthias Haunholder am Arlberg und in Fieberbrunn unterwegs. Mit Kameras wurden die Taten für Sponsoren festgehalten. Ebenfalls immer mit dabei: eine Sicherheitsausrüstung um rund 1500 Euro. "Das sollte einem der Spaß schon wert sein", sagt der Tiroler Haunholder (32). "Und das eigene Leben auch."

Lawinenwarnstufen gibt es schließlich nicht von ungefähr. Aber auch ohne unmittelbare Gefahr gehört ein Standard-Equipment zum Freeriden dazu. Zuallererst nennt Haunholder den Lawinen-Airbag, der ist im Rucksack integriert und besteht aus zwei Ballons, die sich im Fall des Falles in Sekundenschnelle aufblasen. "Der ABS-Rucksack ist derzeit das einzige Produkt am Markt, das eine Komplettverschüttung verhindern kann." Die Bandbreite reicht je nach Qualität von 400 bis 800 Euro, meist ist eine Stahl- oder Karbonpatrone (50 bis 120 Euro) zum Aufblasen der Airbags mit Stickstoff inklusive.

Unverzichtbar

Ein Lawinenverschüttetensuch-Gerät (LVS) - "ein g'scheites" - kostet um die 300 Euro. Deutlich billiger als das Piepsgerät kommen Lawinensonde und Schaufel. Diese sind für die Bergung von verschütteten Kollegen unverzichtbar. Dazu kommen ein Erste-Hilfe-Packerl und eine Alu-Decke. Haunholder: "Viele wollen auf dem Berg abschalten, also kein Handy dabeihaben. Im freien Gelände sind Handys für Hilferufe aber zu empfehlen."

Mit Helm, Rückenpanzer und zusätzlicher Schutzausrüstung wie Shorts mit speziellen Protektoren ("Crash Pants") hat man dann schnell einmal 1500 Euro ausgegeben. Bei der Freeride World Tour der Skifahrer, die Haunholder bestreitet, ist die gesamte Palette der Sicherheitsausrüstung übrigens verpflichtend und wird kontrolliert.

Vorbildwirkung

Stichwort Vorbildwirkung. Die spektakulären Fotos von den Sprüngen der Profis und der Tiefschnee locken auch immer mehr Hobby-Wintersportler ins Gelände - wie zahlreiche Meldungen von Verschütteten oder Verirrten belegen. "Die Selbstüberschätzung liegt ziemlich schnell ziemlich nahe. Berge sind unberechenbar", sagt Haunholder. Leichtsinn und Überheblichkeit vor den Kräften der Natur werden immer wieder teuer bezahlt.

Haunholder legt Tiefschnee-Aficionados, die auf der möglichst sicheren Seite unterwegs sein wollen, aber nicht nur eine entsprechende Ausrüstung ans Herz. "Es ist wichtig, sich vorab über die Lawinengefahren zu informieren. Man kann ja auch bei Bergführer-Büros vorbeischauen." Der Tiroler, der direkt neben dem Skilift in Walchsee aufgewachsen ist, rät zudem zu geführten Freeride-Touren von Ortskundigen, so könne man sich an Gegebenheiten langsam herantasten. "Locals wissen am besten über die Verhältnisse Bescheid." (David Krutzler, DER STANDARD, Printausgabe, 27.1.2012)