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Mark Pieth: "Es würde mich erstaunen, wenn es ohne Skandal abliefe."

Foto: AP/ Walter Bieri

München/Zürich - Eine handschriftliche Notiz von FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke bringt den korruptionsgeschädigten Fußball-Weltverband (FIFA) und dessen Präsidenten Joseph Blatter erneut in Erklärungsnot. Die "Süddeutsche Zeitung" veröffentlichte am Donnerstag ein Dokument, das Valcke an den mittlerweile zurückgetretenen früheren FIFA-Vizepräsidenten Jack Warner geschrieben haben soll. Der Inhalt könnte auf einen Insider-Deal zwischen Blatter und Warner bei der Vergabe der lukrativen Fernsehrechte für die Weltmeisterschaften 2010 und 2014 schließen lassen.

"Jack, hier ist die Vereinbarung, unterschrieben vom P. Dieses Geschäft ist nicht durch alle üblichen Gremien und Kommissionen gegangen. Deshalb bitte ich, es vorläufig nicht öffentlich zu machen", heißt es in dem auf Englisch verfassten Schreiben. "P." ist die beim Weltverband übliche Abkürzung für Präsident.

Dokument echt, Vorwürfe "aus der Luft gegriffen"

Der Verband bestätigte am Donnerstag die Echtheit des Dokuments, die Interpretationen und Vorwürfe seien aber "aus der Luft gegriffen und haltlos". Grundsätzlich könne der Präsident laut "Einzelunterschriftsberechtigung (gemäß FIFA-Statuten Artikel 32.7 und FIFA-internem Reglement), die er dann dem FIFA-Exekutivkomitee oder dem entsprechenden Komitee vorlegt", Agreements unterschreiben.

Der ehemalige Blatter-Vertraute und langjährige Chef des Kontinentalverbandes CONCACAF, Warner, hatte zuletzt behauptet, die TV-Rechte von der FIFA für einen Spottpreis als Gegenleistung für seine Unterstützung Blatters in verschiedenen Wahlkämpfen bekommen zu haben. Der Weltverband hatte diese Vorwürfe zurückgewiesen. Warner habe seit 1986 die Rechte für Trinidad und Tobago für einen symbolischen Betrag bekommen, was der damals üblichen Praxis entsprochen habe.

Gegen Warner war wegen Korruptionsvorwürfen im Zusammenhang mit der FIFA-Präsidentschaftskandidatur von Mohammed Bin Hammam ermittelt worden. Der Funktionär aus Trinidad und Tobago trat deswegen zurück.

Kritik an FIFA-Mitgliedern und Strukturen

Unabhängig vom nun aufgetauchten Schriftstück rechnet der Vorsitzende des neu gegründeten unabhängigen Governance-Komitees der FIFA jedenfalls mit weiteren Enthüllungen. "Es würde mich erstaunen, wenn es ohne Skandal abliefe", sagte der Schweizer Strafrechtler Mark Pieth in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Der renommierte Jurist kritisierte die handelnden Personen und Strukturen in der FIFA scharf.

"Ich würde nicht sagen, die FIFA sei korrupt. Aber es gibt zu viele korrupte Einzelpersonen in dieser Struktur", sagte Pieth der "FAZ" und betonte: "Mir ist schon bewusst, dass die angeschlagenen Leute im FIFA-Vorstand, die neben ihrer Funktion noch private Geschäfte gemacht haben, ein Riesenproblem sind." Blatter dagegen "ist uns eigentlich relativ gleichgültig. Er tritt bei unserer Arbeit nicht wirklich in Erscheinung." (APA)