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Die Verhandlungen sind offenbar in der Endphase - ob sich bei einem Ergebnis die dunklen Wolken verziehen, ist allerdings mehr als ungewiss.

Foto: Reuters/Karhalis

Griechenland setzt noch am Donnerstag die Verhandlungen über einen Schuldenschnitt mit seinen privaten Gläubigern auf höchster Ebene fort. Der Chefunterhändler des Internationalen Bankenverbandes (IIF), Charles Dallara, will sich in Athen mit Ministerpräsident Lukas Papademos treffen. Zuvor sollen bereits Experten über technische Details des Schuldenschnitts sprechen. Griechenland hatte am Mittwoch erklärt, die Verhandlungen sollten noch in dieser Woche abgeschlossen werden.

Kreisen zufolge ist der IIF zu Zugeständnissen bereit, falls auch die Europäische Zentralbank (EZB) auf Forderungen verzichtet. Es gebe Spielraum bis zu einem Zinssatz von 3,8 Prozent für die neuen Staatsanleihen, sagte ein griechischer Banker. In griechischen Zeitungen hieß es, der IIF könne einen Zinssatz von etwa 3,75 Prozent akzeptieren. Die Eurogruppe hat zuletzt gefordert, dass die privaten Gläubiger für die Papiere einen durchschnittlichen Zins von unter vier Prozent akzeptieren. Nur so könne Griechenland auf lange Sicht ein Ausweg aus der Schuldenkrise gelingen.

Die Regierung in Athen verhandelt seit Wochen mit dem IIF. Die Gläubiger sollen auf 50 Prozent des Nennwertes ausstehender Anleihen oder 100 Mrd. Euro verzichten. Sie erhalten im Gegenzug neue Anleihen mit 30 Jahren Laufzeit. Der Tausch mit einem Zins von im Schnitt vier Prozent wäre auf einen Forderungsverzicht von 65 bis 70 Prozent hinausgelaufen. Die Eurogruppe will aber noch günstigere Konditionen für Griechenland herausschlagen. Der Forderungsverzicht ist Voraussetzung für das zweite Hilfspaket der Eurostaaten und des Internationalen Währungsfonds (IWF) für Griechenland über 130 Mrd. Euro. Insgesamt ist das Land mit rund 350 Mrd. Euro verschuldet.

Privater Forderungsverzicht reicht nicht aus

Für die Rettung Griechenlands sind allerdings nach Erkenntnissen von EU-Finanzkommissar Olli Rehn weitere staatliche Hilfen zwingend. Um wie geplant die Schuldenlast des Landes bis 2020 von derzeit gut 160 Prozent auf 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu senken, werde der derzeit verhandelte Forderungsverzicht der privaten Gläubiger nicht ausreichen, sagte Rehn der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag in Davos. Diese Lücke müssten die Eurostaaten und die EU-Institutionen füllen. Eine Einigung auf das zweite Rettungspaket stehe kurz bevor.

Bis vor kurzem war nicht von einer Restrukturierung der Griechenland-Forderungen der Eurostaaten, der Europäischen Zentralbank oder des IWF die Rede gewesen.

"Wir bereiten ein Paket vor, das den Weg für eine nachhaltige Lösung freimacht", sagte der finnische EU-Kommissar auf dem Weltwirtschaftsforum in den Schweizer Alpen. "Es wird dabei wahrscheinlich einen höheren Bedarf an öffentlicher Finanzierung geben, aber nichts Dramatisches."

EZB kann Griechenland ohne Verluste helfen

Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sieht einen Weg, wie die Europäische Zentralbank (EZB) ohne Verluste zur Umschuldung Griechenlands beitragen kann. Die EZB könnte griechische Staatsanleihen, die sie am Finanzmarkt mit einem Abschlag angekauft hat, zunächst zu diesem niedrigen Preis an den Rettungsfonds EFSF veräußern, wie aus dem Reuters am Donnerstag vorliegenden Vorschlag hervorgeht. Der Fonds solle dann den Differenzbetrag zwischen diesem Preis und dem Ursprungswert der Anleihen zum Schuldenerlass beisteuern. Der EFSF würde demnach die Bonds bis zum Ende der Laufzeit halten und dann den vollen Betrag zurückbekommen.

"Auf diese Weise würden Griechenlands Schulden weiter sinken", heißt es in dem IW-Papier. Die EZB werde damit nicht belastet und ihre Unabhängigkeit nicht in Zweifel gezogen. Auch der Steuerzahler bleibe von diesen Kosten verschont. "Allerdings würden die verfügbaren Hilfsmittel des Euro-Rettungsschirms dadurch etwas geschmälert", formulierte das Institut. Die EZB hält derzeit griechische Staatsanleihen im Umfang von rund 40 Mrd. Euro. (APA)