Genf/Wien - In Entwicklungs- und Schwellenländern werden noch rund 200.000 neue Fälle von Lepra pro Jahr diagnostiziert, obwohl deren Zahl in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken ist. Neuerkrankungen würden jedoch immer noch sehr spät entdeckt und es gebe mehr Patienten mit Behinderungen, wie der Mediziner Joseph Kawuma, Vorsitzender einer WHO-Expertenkommission und Berater des Missio-Aussätzigen-Hilfswerks in Uganda, anlässlich des Welt-Lepra-Tags am Sonntag (29. Jänner) betonte.

"Die Zahl der Neuerkrankungen bei Kindern ist nahezu konstant geblieben", wurde Kawuma am Donnerstag in einer Aussendung des Missio-Aussätzigen-Hilfswerks zitiert. Deren Anteil liegt nach Angaben des Hilfswerks bei zehn Prozent. Jeder fünfte Patient, bei dem Lepra diagnostiziert wird, leidet bereits an Nervenschädigungen. Daraus kann sich rasch eine bleibende Behinderung entwickeln. Einer der Gründe, warum die Betroffenen oft zu spät zu einem Gesundheitsdienst kommen, ist die Angst, aus der Gemeinschaft ausgestoßen zu werden. "Trotz Bekenntnissen zu den Menschenrechten wird in vielen Staaten nicht genug getan, um die Diskriminierung von Menschen mit Lepra wirksam abzubauen. Die 'Schande' hoher Leprazahlen möchte man lieber nicht wahrhaben", kritisierte das Hilfswerk.

Problem lange Inkubationszeit

228.474 Neuerkrankungen wurden jüngsten Zahlen der WHO zufolge im Jahr 2010 registriert. Zum Vergleich: 2009 waren es an die 245.000, im Jahr 2003 sogar fast 515.000. Die meisten Fälle gibt es in Indien und Brasilien, Lepra kommt endemisch in zahlreichen Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas vor.

Zur Behandlung der durch das Mycobacterium leprae hervorgerufenen und durch Tröpfcheninfektion übertragenen Krankheit gibt es wirksame Medikamente, die in allen Ländern verfügbar sind. Eines der Probleme ist die lange Inkubationszeit: Sie beträgt laut WHO bis zu fünf Jahre. Unbehandelt kann Lepra zu dauerhaften Schädigungen von Haut, Nerven, Gliedmaßen und Augen führen. Dem größten Erkrankungsrisiko sind Menschen in Randgesellschaften ausgesetzt, "oft die Ärmsten der Armen", so die WHO. (APA)