Nach dem Bericht des STANDARD über uneindeutige Aussagen von Franz Hörmann zum Holocaust bereitet die Wirtschaftsuniversität Wien rechtliche Schritte gegen den dortigen Professor für Rechnungswesen vor. Die WU habe zu den diversen öffentlichen Äußerungen Hörmanns zunächst keine offizielle Stellungnahme abgegeben, "weil sie die Ansicht vertritt, dass es MitarbeiterInnen von Universitäten zusteht, in ihren wissenschaftliche Arbeiten ebenso wie in ihren Wortmeldungen kontroversielle Standpunkte zu vertreten", heißt es in einer Aussendung. Hörmann war als Redner bei der Demo am Aktionstag der Occupy-Bewegung am Wiener Stephansplatz aufgetreten. Bei Occupy Austria hat er einen Richtungsstreit ausgelöst, unter anderem wegen der Aussage, er "habe keine Meinung zu Gaskammern".

Die WU ist der Ansicht, Wissenschafts- und Meinungsfreiheit ende dort, wo der begründete Verdacht nationalsozialistischer Wiederbetätigung im Raum stehe. "Durch die Aussagen von Franz Hörmann über den Holocaust ist nach Ansicht der WU eindeutig eine Grenze überschritten worden."

Hörmann spricht von Verleumdung

Sollten sich die von Hörmann im STANDARD getätigten Aussagen als authentisch erweisen, will die WU eine Suspendierung Hörmanns einleiten sowie Strafanzeige erstatten. Hörmann sieht sich verleumdet, äußert sich aber weiterhin mehrdeutig zur Existenz von Massenvernichtungslagern. Er bestätigte das - unveröffentlichte - Interview, allerdings habe einer der drei interviewenden Studenten von ihm in gehässiger Form immer wieder Aussagen zum Holocaust verlangt und sie dann nach eigenem Gutdünken zusammengesetzt. Vom STANDARD und dem Nachrichtenmagazin "profil", das diese Woche ebenfalls über ihn berichtet hatte, verlangt er Gegendarstellungen.

Professor hält an Aussagen fest

Gegenüber dem WU-Rektorat rechtfertigte sich Hörmann per E-Mail und sprach von einer verleumderischen Kampagne einzelner Medien. Als persönliche Konsequenz werde er bis zur Pressekonferenz seiner Bürgerplattform "Human Way" im März alle Kontakte zu den Medien meiden und keinerlei diesbezügliche Stellungnahmen mehr abgeben.

Einblicke in seine Gedankenwelt gewährte Hörmann allerdings schon in seinem Gegendarstellungsbegehren an den STANDARD. Weil er einen originären Wissensbegriff vertrete und zwischen Fach- und Erlebniswissen unterscheide, könne er den Aussagen "Wir wissen ..." und "Ich glaube, dass unter dem verbrecherischen Regime des 3. Reichs Massenvernichtungslager betrieben wurden", zustimmen. Die Aussage "Ich weiß, dass unter dem verbrecherischen Regime des 3. Reichs Massenvernichtungslager betrieben wurden", müsse er aus rein logischen Gründen ablehnen, da er weder Historiker noch Zeitzeuge sei. (red, derStandard.at, 26.1.2012)