Wien - Die Wogen im Publikum gingen hoch - so hoch, dass Moderatorin Claudia Dannhauser (ORF) die Ärzte im Publikum mehrmals zur Ruhe mahnen musste, um eine Diskussion am Podium zu ermöglichen, zu der die Wiener Ärztekammer geladen hatte. Dabei ging es um das ultimative Reizthema unter den Medizinern: um Elga, die elektronische Gesundheitsakte.

Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) wiederholte gebetsmühlenartig, warum er an deren Einführung festhält: Patienten hätten dank Elga erstmals die Möglichkeit, ihre Gesundheitsdaten zu kontrollieren, gespeichert würden diese schließlich jetzt schon - aber nicht zusammengeführt. Ab 2017 verspricht sich Stöger von Elga Einsparungen von 130 Millionen Euro jährlich. Und, betonte Stöger: Kein Patient werde gezwungen, daran teilzunehmen. Das Gesetz sieht eine Opt-out-Lösung vor, ähnlich wie bei Organspenden: So lange ein Patient nicht dezidiert sagt, dass er es nicht will, will er es.

Der Vizepräsident der Wiener Ärztekammer, Johannes Steinhart, bezweifelt den Nutzen von Elga. In der vom Ministerium angestellten Rechnung fänden sich eklatante Fehler, sagte er bei der Diskussion. Er sei zwar nicht grundsätzlich gegen Innovationen, in der vorgesehenen Form sei Elga für ihn aber ein "No-go".

Die aufgebrachten Ärzte im Publikum vermochte auch eine Ankündigung von Susanne Herbeck, der Geschäftsführerin der Elga GmbH, nicht zu beruhigen. Sie sagte, bei der Implementierung des Systems seien Förderungen für die Ärzte vorgesehen. Tatsächlich findet sich dieser Hinweis auch in einem offiziellen Papier des Gesundheitsministeriums, zu Details will man sich dort aber noch nicht äußern. (hei, DER STANDARD, Printausgabe, 26.1.2012)