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Schwedische Soldaten formieren sich vor dem königlichen Palast in Stockholm. 116 Offiziere im Land tanzen derzeit aus der Reihe, weil sie Auslandseinsätze kategorisch ablehnen.

Foto: Reuters/Strong

Da wettern Schwedens Streitkräfte seit Jahren, dass ihnen immer weiter die Gelder gestrichen und die Stützpunkte geschlossen werden. Gleichzeitig gelten die Bezüge für die de facto seit über zwei Jahrzehnten bestehende Freiwilligenarmee des neutralen Landes als relativ großzügig. Schließlich ist die Armee eine der letzten Bastionen mit ordentlichen Anstellungsverhältnissen. Zudem gilt der Beruf Soldat als recht angenehm, solange es nicht zum Ernstfall kommt. Doch weil es dazu kommen kann, gibt es die Armee.

Deshalb ist die öffentliche Verwunderung in Schweden groß darüber, dass sich 116 schwedische Berufsoffiziere ungerecht behandelt fühlen, weil sie entlassen wurden, nachdem sie sich weigerten, ihre theoretische Bereitschaft zum Einsatz im Ausland zu erklären. Das schwedische Arbeitsgericht hat der Klage der Offiziere auf Wiedereinstellung ohne den Zwang zum Einsatz außerhalb der Landesgrenzen nun stattgegeben. Seit 2011 sieht die Armeeführung die Bereitschaft zu Auslandseinsätzen für Offiziere als zwingend an. Die Entlassungen rechtfertigte die Heeresspitze mit "Arbeitsmangel" innerhalb der Landesgrenzen.

Etappensieg für Offiziere

Tatsächlich ist bereits der Entscheid des Arbeitsgerichts, diesen ganz besonderen Fall überhaupt zu verhandeln, ein Etappensieg für die Armeebediensteten. Der Offiziersverband will am Arbeitsgerichtshof widerlegen, dass für die Armee im Land "Arbeitsmangel" herrscht. Und sie zeigt sich überzeugt davon, dass der Zwang zu Auslandseinsetzen arbeitsvertragstechnisch nicht rechtens ist und die Offiziere schleunigst wieder anzustellen sind.

Ob das nicht ein schlechtes Licht auf die Armee und ihre Nützlichkeit werfe und zu weiteren Sparmaßnahmen anrege, wenn Offiziere den Auslandsdienst verweigern, fragen Kritiker. Da kontert der Offiziersverband: Grundsätzlich sei man sich der zunehmenden Wichtigkeit von friedensbewahrenden Auslandseinsätzen, etwa der Uno, bewusst. Doch der 2010 von den einst dem Militär nahestehenden bürgerlichen Regierungsparteien parlamentarisch ratifizierte Zwang zum Auslandseinsatz für Offiziere sei mit Wirkung ab 2011 "zu abrupt" eingeführt worden. Zumindest für einen Teil der Diensthabenden, etwa mit Familie. Es gehe auch um die soziale Verträglichkeit bei veränderten Arbeitsbereichen und Versetzungen.

Man hätte das etwas ausführlicher und langsamer diskutieren müssen unter Einbindung des Offiziersverbandes, meint die Interessenvertretung. Doch dafür ist es nun zu spät. (DER STANDARD, Printausgabe, 26.1.2012)