"Pillars Swaying" - torkelnde Stützen - nennt sich das Fundstück, dem Rowena Hughes mit zwei Balken eine architektonische Idee verpasst.

Foto: Galerie Renner Prinz

Wien - Schleifen, die barocke Säle durchkreuzen, die Kontrapunkte zum eleganten Schwung prunkvoller Stiegen setzen, die sich als energischer Loop über urbane Straßen kringeln oder - Swoof! - mit dem Oktopus baden gehen: Auf den Blättern der jungen Londoner Künstlerin Rowena Hughes bekommt das Wort Kurvendiskussion eine neue, verspielte Dimension: From the Slopes of the Curves - also: von den Steigungen der Kurven - heißt ihre Ausstellung in der neuen Galerie Renner Prinz.

Kurvig oder vielmehr in Wellen drapiert ist auch der Druck eines Lärchenwaldes, stabilisiert mit magnetischen Pins. Die 32-Jährige arbeitet mit gefundenen Fotos und Buchseiten - quasi Fundstücken unseres fragilen Gutenberg'schen Buchdruckzeitalters. Deren Faksimiles übermalt Hughes, fügt Zeichen hinzu, so als würde sie die statischen Seiten beleben oder eine ihnen innewohnende Ordnung sichtbar machen wollen. Die typischen geometrischen Formen des Mathematikers Roger Penrose streut sie etwa über das Bild eines Vogelschwarms, so als würde sie dessen Flugbahn analysieren.

Mit Rowena Hughes, die heuer die Slade School of Fine Art abschloss und für den Independent zu den zehn vielversprechendsten neuen Londoner Talenten zählt, startet die neue Galerie Renner Prinz (Künstlerische Beratung: Thomas Wüstenhagen, Galerieleitung: Alice Jacubasch) im Schleifmühlviertel ihr Programm recht überzeugend. Solos von Andrey Klassen, Philipp Leising und Kit Craig, allesamt zwischen 27 und 31 Jahren, werden folgen. Bereits Etabliertes interessiert die hinter der neuen Adresse stehenden passionierten Sammler, Jurist Wolfgang Renner und Unternehmer Christoph Prinz, jedoch nicht. Vielmehr werden Positionen gezeigt, die man - lieber früher als später - gerne in der eigenen Kollektion wissen möchte.   (Anne Katrin Feßler / DER STANDARD, Printausgabe, 26.1.2012)