Wien - In Wien und der Steiermark hat mit den "Jugendcoaches" ein neues Projekt gestartet, mit dem die Zahl der Schulabbrecher gesenkt werden soll. Derzeit haben acht Prozent der Jugendlichen zwischen 18 und 24 Jahren maximal einen Pflichtschulabschluss. Das seien zwar deutlich weniger als im europäischen Durchschnitt, so Sozialminister Rudolf Hundstorfer am Mittwoch bei der Präsentation. Die "Jugendcoaches", die seit Anfang des Jahres Jugendlichen im neunten Schuljahr dabei helfen, ihre schulischen und beruflichen Perspektiven auszuloten, sollen den Anteil jedoch weiter senken.

Kriterienkatalog

Dabei ist es Aufgabe der Lehrer, mit Hilfe eines Kriterienkatalogs jene Schüler zu identifizieren, die bereits das neunte Jahr in der Schule verbringen und die aus Sicht der Pädagogen nicht wissen, wie ihre Schul- oder Berufslaufbahn weitergehen soll und deshalb möglicherweise aus dem System fallen könnten. Ob die Jugendlichen das Angebot annehmen, bleibt ihnen selbst überlassen. Durch die Unterschrift einer Zustimmungserklärung sollen auch die Eltern ins Boot geholt werden. Auch bereits vorhandene Schülerberater, Schulpsychologen und -pädagogen sollen eingebunden werden.

Die "Jugendcoaches" - laut Hundstorfer sollen etwa Sozialarbeiter und -pädagogen eingesetzt werden - arbeiten gemeinsam mit den Schülern heraus, wo diese Hilfe brauchen und ob weitere Betreuung nötig ist. Das kann entweder Beratung zu Berufsorientierung oder Schulwahl sein oder, in einem weiteren Schritt, eine Analyse der Fähigkeiten und Stärken der Schüler inklusive praktischer Erfahrungen in der Arbeitswelt oder Schnuppertagen an Schulen oder in Projekten. Insgesamt kann das Jugendcoaching bis zu einem Jahr dauern.

Steiermark und Wien

In der ersten Phase sollen in der Steiermark bis zu 2.500 und in Wien bis zu 1.700 Jugendliche von "Jugendcoaches" betreut werden. In Wien, wo bereits seit 2009 ähnliche Projekte laufen, habe man die Erfahrung gemacht, dass rund zehn Prozent der Schüler eines Jahrgangs derartige Unterstützung brauchen, schilderte Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl. Finanzstadträtin Renate Brauner betonte die Wichtigkeit solcher Projekte, immerhin habe in Wien die Hälfte der Arbeitslosen keine über die Pflichtschule hinausgehende Ausbildung.

25 Millionen Euro

Das Projekt soll nun "Step by Step" ausgeweitet werden, so Hundstorfer, damit vor der für Ende 2013 geplanten flächendeckenden Einführung aus dem einen oder anderen "Bauchfleck" gelernt werden kann. Mit Herbst sollen Salzburg, Oberösterreich und Niederösterreich dazukommen. Die Kosten liegen bei derzeit vier Mio. Euro. Im Endausbau werden es laut Hundstorfer rund 25 Mio. sein, die das Sozialressort im Rahmen der 500 Mio. Euro für die gesamte Lehrlingsausbildung für die "Jugendcoaches" ausgeben wird. Dann sollen österreichweit um die 400 "Jugendcoaches" im Einsatz sein. Hundstorfer erwartet sich allerdings längerfristig Einsparungen durch das Projekt. Er unterstütze lieber Schule und Lehrer dabei, den Jugendlichen bei der Berufsorientierung zu helfen, und erspare sich Kosten für Nachqualifizierung.

Unterrichtsministerin Claudia Schmied betonte die Verantwortung der Lehrer bei dem Projekt. Wie bei den in der Modularen Oberstufe geplanten "Lerncoaches" oder der verstärkten Individualisierung in der Neuen Mittelschule (NMS) gehe es auch hier um eine "Erweiterung des Lehrerbildes hin zu Begleitung" der Schüler. (APA)