Peking/Neu-Delhi - Der tibetische Exil-Premier Lobsang Sangay hat an die Weltgemeinschaft appelliert, unverzüglich bei der chinesischen Regierung zu intervenieren, "um weiteres Blutvergießen in Tibet zu verhindern". Die internationale Gemeinschaft dürfe nicht länger passiv bleiben, hieß es in dem Aufruf vom Mittwoch. "Wie viele tragische Todesfälle müssen noch gemeldet werden, bis die Völkergemeinschaft Position bezieht?", erklärte der im Vorjahr von einem Exilparlament in Indien gewählte Regierungschef. Die Proteste der tibetischen Bevölkerung in Südwestchina breiten sich aus, erneut seien mindestens zwei Tibeter von chinesischen Sicherheitskräften erschossen worden, berichtete die tibetische Exilregierung im nordindischen Dharamasala. Nach anderen Angaben könnte die Zahl der Toten noch höher sein.

Die Unruhen in der tibetischen autonomen Präfektur Ganzi in der Provinz Sichuan haben demnach am Dienstag auch auf den Verwaltungsbezirk Seda übergegriffen. Bewohner berichteten dem US-Radiosender "Radio Free Asia" (RFA), möglicherweise seien bis zu fünf Tibeter getötet worden. Rund 40 seien verletzt, ähnlich viele festgenommen worden. Auch im benachbarten Kreis Aba gab es Proteste. Am Montag waren in Luhuo (tibetisch: Drango) nach unterschiedlichen exiltibetischen Angaben zwischen drei und sechs Tibeter durch Schüsse ums Leben gekommen. Rund dreißig Menschen seien bei dem gewaltsamen Vorgehen der chinesischen Sicherheitskräfte verletzt worden. 1965 hatten die chinesischen Kommunisten große Teile Tibets an die Nachbarprovinzen Provinz Qinghai und Sichuan angegliedert. In Sichuan waren die Behörden im Vorjahr massiv gegen Tibeter vorgegangen. Rund 300 buddhistische Mönche wurden aus dem Kloster Kirti verschleppt. (APA)