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Die Opferzahlen nach einem schweren Erdbeben in der 8,9-Millionen -Einwohner-Metropole Tokio wären kaum abzuschätzen.

Foto: REUTERS/Kimimasa Mayama

Weniger als ein Jahr nach dem schweren Erdbeben an der Nordostküste der japanischen Insel Honshu prophezeien japanische Wissenschafter für Tokio in naher Zukunft eine ähnlich verheerende Katastrophe. Sie widersprechen damit Einschätzungen der Regierung, die wesentlich optimistischer in die Zukunft blickt.

Ein Forscherteam von der Universität von Tokio spricht von einer 70-prozentigen Wahrscheinlichkeit, dass Erdstöße von mindestens der Stärke sieben die Region in den kommenden vier Jahren treffen wird. Für die nächsten 30 Jahre gehen die Experten von einer Wahrscheinlichkeit von 98 Prozent aus. Eine von den japanischen Behörden veröffentlichte Studie errechnet dagegen eine Beben-Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent für die nächsten 30 Jahre aus.

Über 100.000 Tote

1923 - vor fast 90 Jahren - wurde Tokio von einem Erdbeben der Stärke 7,9 getroffen. Damals starben über 100.000 Menschen, ein großer Teil davon kam in den zahlreichen Bränden um, die dem Beben folgten. Seither blieb die Millionenmetropole von schweren Erdstößen weitgehend verschont.

Die Wissenschafter vom Erdbeben-Forschungszentrum der Tokioer Universität basieren ihre Berechnungen auf Daten, die seit dem großen Beben am 11. März vergangenen Jahres gesammelt wurden. Seit jenem Tag zittert in der Region die Erde in regelmäßigen Abständen; im Vergleich zu früheren Jahren sei die Zahl der leichten Beben im Großraum Tokio um das Fünffache angestiegen. Daraus schließen die Forscher, dass die seismische Aktivität insgesamt zugenommen hat - was wiederum für ein schweres Beben in absehbarer Zeit spräche. Offizielle Voraussagen der Behörden greifen dagegen auf ältere Daten zurück und verwenden auch andere Kalkulationsmethoden.

Die Auswirkungen eines solchen schweren Beben auf Tokio seien schwer abzuschätzen. Umso mehr sollten die Regierung und die Bevölkerung gleichermaßen Vorkehrungen treffen, appellieren die Experten. (red)