Man hat es ja gewusst: Mit der EU kommt noch mehr Regelungswerk auf uns zu - noch mehr Verwaltungskram, noch mehr Rücksichtnahme auf das größere Ganze. Lauter Sachen, die in der Provinz schlecht ankommen. Dabei haben die Österreicher seinerzeit freudig (und mit Zweidrittelmehrheit) dem Beitritt zur EU zugestimmt - rechtstechnisch gesehen war das eine Zustimmung zu einer Verfassungsänderung, die die österreichische Rechtssetzung mit jener der EU harmonisiert hat.

Was 1994 kein Thema war, aber zunehmend deutlich wird: Die heikle Balance zwischen Bund und Ländern ist seit dem EU-Beitritt völlig gestört. Ein großer Teil der Rechtssetzung passiert durch die EU - in dem Maße, in dem das EU-Parlament Bedeutung gewinnt, nimmt die Bedeutung des Nationalrats, der neun österreichischen Landesparlamente und erst recht des von ihnen beschickten Bundesrats ab. Man spürt: Da ist eine Ebene zu viel da.

Fragt sich nur, welche. Politiker in Wien haben wenig Scheu, ganz pragmatisch Zentralismus zu empfehlen: Die Republik Österreich, etwas kleiner als das deutsche Bundesland Bayern, könnte recht gut ohne weitere Zerspragelung auskommen. Die Landespolitiker sehen es genau umgekehrt: Die Bundesländer sind zum Teil älter als dieses "Ostarrichi", mit Landeskaisern an der Spitze wären sie die geeigneten Träger der Souveränität. Und der Souverän, das Volk? Wartet auf eine kostengünstige Lösung. (DER STANDARD, Printausgabe, 25.1.2012)