Wien - Mehr als 100.000 Arbeitnehmer im Sozialbereich müssen derzeit um die jährliche Gehaltserhöhung bangen, weil die Bundesländer knapp bei Kasse sind. "Die Länder fahren einen Sparkurs bei ihren Beamten - und geben denselben Spardruck an jene Organisationen weiter, die für sie Leistungen im Gesundheits- und Sozialbereich erbringen", heißt es bei der Gewerkschaft.

In dieser Woche haben die zuständigen Branchengewerkschaften Vida und GPA/djp bei mehreren Sozialeinrichtungen Protestkundgebungen organisiert. Allein bei der Caritas, die einen eigenen Kollektivvertrag hat, sind 12.000 Beschäftigte betroffen - ihnen gewährt der Arbeitgeber eine Erhöhung hart an der Inflationsrate, aber der Kollektivvertragsabschluss wird auf die lange Bank geschoben.

Der bedeutendste Kollektivvertrag im Sozialbereich ist der "KV für ArbeitnehmerInnen, die bei Mitgliedern der Berufsvereinigung von Arbeitgebern für Gesundheits- und Sozialberufe (BAGS) beschäftigt sind", wobei das Binnen-I im Titel darauf hinweist, dass 84 Prozent der Beschäftigen weiblich sind. Etwa Pflegehelferinnen, die zwischen 1677 und (nach 35 Dienstjahren) 2300 Euro verdienen - falls sie Vollzeit arbeiten. Dazu kommt, dass Landesverwaltungen (beispielsweise in Salzburg), die Kilometergelder nicht voll abgelten - und dies von den privaten Trägern an die Schwächsten im System weitergegeben wird: 14 Cent bekommt eine teilzeitbeschäftigte Heimhelferin pro Kilometer - und als Fahrzeit wird unabhängig von der Wegstrecke nur zehn Minuten anerkannt.

Die Arbeitgeber geben sich den Beschäftigten gegenüber geschlossen, den Ländern, von denen sie Geld brauchen, geben sie aber einzeln nach, klagt KV-Verhandler Reinhard Bödenauer: "Die akzeptieren einfach, dass etwa das Land Steiermark sagt: Mehr gibt's nicht."

Jene Vergünstigungen, die man Landesbediensteten als Ausgleich gewährt hat (etwa mehr Urlaub) gibt es für die ausgegliederten Beschäftigten in den Sozialorganisationen auch nicht. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 25.1.2012)