Verkrampfungsfrei: Jack Terrasson.

Foto: EMI/Lucille Reyboz

"In ein Studio zu gehen und ein Soloalbum in zwei Tagen aufzunehmen, das ist etwas, das ich nie wieder tun werde!", vermeldete Jack Terrasson vor fünf Jahren dem überraschten STANDARD-Interviewer. Terrassons erste Solo-CD Mirror (Blue Note) war damals Thema des Gesprächs, und der Pianist berichtete von einer beinahe traumatischen Erfahrung: "Ich begann einige der Tracks 25-mal, ich mochte die ersten Noten nicht, es war verrückt. Eine Soloaufnahme ist nichts Natürliches. Wenn du allein im Studio bist, ohne Publikum, ohne Musiker, nur du und dein Bauchnabel - das hat etwas Narzisstisches."

Interessanterweise war die Musik selbst völlig frei von allen Verkrampfungen: Mirror glänzte durch abenteuerliche Rekompositionen altbekannter Standards (Caravan, Just A Gigolo) ebenso wie durch eine in sinistrer Doppelbödigkeit intonierte Fassung von America The Beautiful: Ein kleines Meisterwerk war dem Pianisten da gelungen, der 1965 in Berlin als Sohn einer Amerikanerin und eines Franzosen geboren wurde. Wenn schon unter schwierigen Bedingungen klingende Kulinarien erster Güte entstehen, so lautet ergo die Frage im Hinblick auf das heutige Ereignis im Konzerthaus: Was darf man dann von einem Solokonzert Jacky Terrassons erwarten, mit dem Publikum als geschätztem, kommunizierenden Widerpart? (felb, DER STANDARD/Printausgabe 25.1.2012)