Die krampflösende Wirkung des gehobenen Gesellschaftstanzes gilt als bezeugt. Als Europas gekrönte Häupter 1814/15 in das schöne Wien einfielen, um den Kontinent unter sich aufzuteilen, wurden an verhandlungsfreien Abenden allerlei kesse Sohlen auf das Parkett gelegt.

"Der Kongress tanzt": Unter diesem Titel hopsten Zaren und Erzkanzler mopsfidel in eine Zukunft, die ihren Untertanen segensvolle Einrichtungen wie die Zensur und den Überwachungsstaat bescherte.

Von diesem historischen Makel gilt es den Gesellschaftstanz mit allen Mitteln reinzuwaschen. Was böte sich da besser an, als eine ehrbare Geschäftsfrau aus der Porno-Branche in den Tanzsaal der TV-Nation zu bitten?

Es liegt in der friedvollen Natur heutiger Funktionseliten, dass sie das Szepter des Königs gegen den - beispielhaft: - elektrischen Massagestab eingetauscht haben. Man kann sogar so weit gehen, den Massagestab für nützlicher zu erachten als jenen Schaltknüppel, durch dessen einseitige Handhabung Niki Lauda einst in den Ruch der Prominenz geriet.

Überhaupt scheint der Tanzboden das rechte Milieu für Schalksnasen. Am Wiener Philharmonikerball erschien jüngst Burg-Chef Matthias Hartmann in Begleitung seiner exotisch schönen Gemahlin Alexandra Liedtke und stellte sie allen als Frida Kahlo vor. (DER STANDARD/Printausgabe 25.1.2012)