Mit dem Augenspiegel können Ärzte krankhafte Veränderungen des Augenhintergrundes feststellen. Doch der Umgang mit dem Untersuchungsgerät erfordert gerade für angehende Mediziner viel Übung. Die Bonner Universitäts-Augenklinik hat nun einen Simulator angeschafft, mit dem Studierende und Assistenzärzte wirklichkeitsnah diese Fähigkeit trainieren können.

Der Augenspiegel (Ophthalmoskop) dient dem Augenarzt zum Beispiel zur Diagnose von Makuladegeneration und Netzhautablösung. Von Herrmann von Helmholtz Mitte des 19. Jahrhunderts eingeführt, ist er bis heute fester Bestandteil der augenärztlichen Untersuchung. Allerdings muss das Augenspiegeln erlernt werden. "Von ersten Einblicken auf die lebendige Netzhaut bis zur selbstständigen Diagnosestellung ist es oft ein langer Weg", so Steffen Schmitz-Valckenberg von der Bonner Universitäts-Augenklinik in einer Aussendung.

Wie ein Pilot im Flugsimulator

Es gehe aber auch effizienter und gezielter: Die Universitäts-Augenklinik Bonn gehört weltweit zu den ersten Kliniken, die den neuartigen Trainingssimulator "EyeSi Indirect" zum Augenspiegeln in der Lehre einsetzen. Bevor die angehenden Ärzte in die Diagnose von Patienten eingebunden werden, haben sie nun die Möglichkeit, den Umgang mit dem Ophthalmoskop am Trainingsgerät zu üben. "Ähnlich wie Piloten im Flugsimulator verschiedenste Situationen durchspielen, können Mediziner sich zahlreiche Netzhauterkrankungen darstellen lassen und zum Beispiel testen, ob sie einen Augentumor von normalen Befunden abgrenzen können", berichtet Schmitz-Valckenberg.

Aufbau und Handhabung des Simulators entsprechen der eines echten Ophthalmoskops: Das Gerät besteht aus einer Videobrille, die auf dem Kopf getragen wird, einem Patientenmodellkopf, zwei frei beweglichen Lupen und einem Computer. Durch die Videobrille sieht der Benutzer wie in der Realität seine Hand und die Lupe, mit der er die Augenspiegelung durchführt. Die zum Trainingssystem gehörende Datenbank enthält eine große Auswahl klinisch relevanter Krankheitsbilder und Patientendaten. "Das computergestützte Trainingssystem gibt außerdem eine Rückmeldung, ob die Untersuchung richtig durchgeführt wurde und ob die Befunde korrekt sind", erklärt Schmitz-Valckenberg. (red, derStandard.at)