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100 italienische und niederländische Fachleute, Tauchmannschaften, Schiffe und Pontons sind seit Dienstag im Einsatz, um eine Ölpest vor Giglio zu verhindern.

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Die Zahl der Todesopfer ist auf 16 gestiegen, 22 Menschen werden nach wie vor vermisst.

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Elf Tage nach der Havarie der Costa Concordia vor der toskanischen Insel Giglio hat die Operation begonnen, im Rahmen derer 2.400 Tonnen Öl aus den Tanks des verunglückten Kreuzfahrtschiffs abgepumpt werden sollen. 100 italienische und niederländische Fachleute, Tauchmannschaften, Schiffe und Pontons sind seit Dienstag im Einsatz, um eine Ölpest vor der idyllischen Insel im toskanischen Archipel zu verhindern. Die Fachleute sind in einem Wettrennen mit der Zeit, um eine Umweltkatastrophe im Herzen eines der schönsten Schutzgebiete des Mittelmeerraumes abzuwenden.

"Wir rechnen damit, dass wir in rund drei Tagen beginnen können, das Öl wegzubringen. Die gesamte Operation kann je nach Umständen zwischen vier und sechs Wochen dauern", sagte Maxi Iguera, Geschäftsführer der Genueser Gesellschaft Cambiaso&RissoService, dem italienischen Partner der niederländischen Firma Smit Salvage, die mit dem Abpumpen beauftragt wurde.

Inzwischen wird die Suche nach Vermissten fortgesetzt. Einsatzkräfte haben am Dienstag im Wrack eine weitere Leiche gefunden. Dabei handle es sich um eine ältere Frau, die eine Schwimmweste trug, teilte Italiens Zivilschutzbehörde mit. Die Leiche befand sich unweit des Decks drei, zu dem sich die Tauchmannschaften mit Hilfe von Sprengkörpern Zugang verschaffen konnten. Dort werden weitere Leichen vermutet. Die Zahl der Todesopfer ist damit auf 16 gestiegen, 22 Menschen würden nach wie vor vermisst, teilte der Zivilschutz mit. Zum Zeitpunkt des Unglücks waren mehr als 4.000 Menschen an Bord, darunter 77 Österreicher.

Kapitän dementierte Fluchtabsichten

Der Kapitän des Kreuzfahrtschiffes, Francesco Schettino, hat im Gespräch mit den toskanischen Staatsanwälten erneut bestritten, dass er nach der Schiffskatastrophe flüchten wolle. "Ich wollte das Schiff nicht verlassen, ich trug nicht einmal eine Schwimmweste", erklärte der Kapitän. Er sei lediglich in ein Boot gefallen und habe dann von den Felsen aus die Evakuierung koordiniert.

Der Kommandant der Küstenwache der Hafenstadt Livorno, Gregorio De Falco, der in der Unglücksnacht ein dramatisches Telefongespräch mit Schettino geführt hatte, habe seine Absichten missverstanden, so der Kapitän. "Es stimmt nicht, dass ich nicht an Bord zurückkehren wollte", so Schettino. Die Rückkehr sei ihm wegen der starken Neigung des Schiffes unmöglich gewesen. De Falco hatte am Montag den Staatsanwälten über die dramatischen Entwicklungen in der Nacht des Unfalls berichtet. Noch diese Woche wollen die Staatsanwälte die Chefs der Reederei Costa Crociere, Betreiber der Costa Concordia, vernehmen.

Costa Crociere gerät zunehmend ins Visier der Staatsanwälte. Wesentliche Sicherheitsvorkehrungen seien an Bord ignoriert worden, vermuten die Ermittler. Das Personal sei für die Evakuierung vollkommen unvorbereitet gewesen. "Die einfachsten Sicherheitsvorkehrungen im Fall eines Notstands an Bord sind nicht berücksichtigt worden", bemängelte der ermittelnde Staatsanwalt Beniamino Deidda nach Medienangaben vom Dienstag. Im Chaos nach der Havarie seien die Gäste sogar aufgerufen worden, sich in ihre Kabinen zurückzuziehen. Niemand habe die Führung der Evakuierungsprozeduren übernommen.

Reederei bestreitet, dass sich blinde Passagiere an Bord befanden

Die Reederei bestritt in einer Presseaussendung, dass sich blinde Passagiere an Bord des Schiffes befanden. Zusätzlich zu den Zugangskontrollen der jeweiligen Hafenbehörden, die vor jeder Einschiffung vorgenommen würden, könne der Zugang zu allen Schiffen der Gesellschaft nur unter sehr strikten Bedingungen erfolgen. "Jede Person, die mit dem Schiff ablegt, ist in den Systemen an Bord erfasst", berichtete die Reederei. Niemand an Bord könne die Sicherheitsbestimmungen außer Kraft setzen. "Das Unternehmen spricht strenge Disziplinarmaßnahmen aus, sollte dagegen verstoßen werden", so Costa Crociere. Im Fall des Unglücks der Costa Concordia wurde die genaue Liste der Passagiere und Besatzungsmitglieder an Bord an die Behörden übergeben, um Überlebende, Opfer und Vermisste identifizieren zu können. (APA)