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Der Vorsitzende des Übergangsrats, Mustafa Abdul Jalil (Mitte, sitzend), diskutiert mit aufgebrachten Protestierenden.

Foto: Reuters/Al-Fetori

Bengasi / Den Haag - Zwischen dem libyschen Nationalen Übergangsrat (NTC) und zumeist jungen "Revolutionären" ist ein Machtkampf ausgebrochen. Dieser führte bereits zur Ankündigung eines Rücktritts: Er verzichte "im Interesse der Nation" auf sein Amt, sagte NTC-Vizepräsident Abdel Hafes Ghoga am Sonntag.

Ghoga war am Donnerstag in der Universität von Bengasi von wütenden Studenten angegriffen worden. Sie warfen dem "Opportunisten" vor, Teil der alten Führung von Muammar al-Gaddafi gewesen zu sein. Am Samstag stürmten dann aufgebrachte Demonstranten den Sitz des Übergangsrats in Bengasi. Hintergrund vieler Proteste sind Vorwürfe mangelnder Transparenz und Kritik an der Weiterbeschäftigung von Mitgliedern der gestürzten libyschen Führung.

Der NTC-Vorsitzende Mustafa Abdul Jalil warnte vor Eskalation. "Wir treten nicht zurück, dies würde zu einem Bürgerkrieg führen." Jalil würdigte Ghoga: Dieser habe sein Land über seine Person gestellt, außerdem habe er sich am Aufstand gegen Gaddafi beteiligt, als sich andere noch "in Ägypten oder sonst wo versteckten" .

Verwirrung herrschte am Montag um einen Reuters-Bericht, wonach der Internationale Strafgerichtshof ICC damit einverstanden sei, dass Gaddafis Sohn Saif al-Islam in Tripolis - und nicht in Den Haag - der Prozess gemacht werde. Das ICC dementierte umgehend: Es sei noch keine Entscheidung getroffen worden. (red/DER STANDARD, Printausgabe, 24.1.2012)