Mit der S-Bahn durch Berlin ist nicht nur in der Realität nicht immer einfach.

Foto: derStandard.at/Blei

Jetzt dürfen sich auch alle Nicht-Öffifahrer über verspätete Züge und Gedränge in den Waggons ärgern. Und das auch noch in den eigenen vier Wänden. Die Seite ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr Berlin-Brandenburg) bietet das Spiel "Fahrgast ärgere dich nicht" zum Download an. Ziel des Spiels: möglichst schnell durch Würfeln vom Start- zum Zielbahnhof gelangen.

Das ist allerdings nahezu unmöglich, wie Kommentare in der spieleigenen Facebook-Gruppe nahelegen. Bei Umsteigebahnhöfen wird man in andere Richtungen geschickt und auf einem "Störungsfeld" muss man eine Karte ziehen. Insgesamt 90 Aktionskarten stehen mittlerweile zum Herunterladen bereit. Und diese sind auch für den Spaß am Spiel verantwortlich.

"Es passiert gar nichts!"

Denn wer kennt es nicht: "Deine Bahn bleibt aus unbekannten Gründen auf freier Strecke stehen." Worüber man sich im Öffi-Alltag ärgert, hat im Spiel nur die Konsequenz, dass man zwei Runden aussetzen muss. Manchmal gleichen die tatsächlichen Folgen allerdings auch denen im Spiel: "Dein MP3-Player ist zu laut. Alle können mithören, dass du einen schlechten Musikgeschmack hast. Aber keiner sagt etwas. Es passiert gar nichts!"

In seltenen Fällen haben die Kärtchen auch positive Auswirkungen (wieder eine Gemeinsamkeit mit dem Alltag): "Du rennst die Treppe hoch auf den Bahnsteig, die Türen gehen gerade zu, aber es ist ein freundlicher Fahrer und er öffnet noch mal die erste Tür. Rücke zwei Felder vor!" Das Einsteigen von "lästigen Musikanten", die "mit völlig falscher Melodie und lauter Begleitung ein Lied" singen, zwingt den Spieler zu einer Strophe von "Alle meine Entchen".

Vorschläge posten!

Wem diese Aktionskärtchen noch immer zu langweilig sind, der kann in der Facebook-Gruppe auch eigene Vorschläge posten, die eventuell übernommen werden. Wie Jovan Svirkov: "Dein Zug ist völlig unerwartet pünktlich gewesen und du bist 5 Minuten früher ins Büro gekommen. Würfel noch einmal!" Oder Ines Faulmann: "Du steigst winterlich gekleidet in eine völlig überheizte S-Bahn ein, erleidest einen schrecklichen Schweißausbruch, Übelkeit und Atemnot. Setze zwei Runden aus, um dich zu erholen!"

Über 15.000 Mal wurde das Spiel bereits heruntergeladen und die Entwickler arbeiten an Erweiterungen.

Bleibt nur noch zu hoffen, dass es auch bald einen Wiener Ableger des Spiels gibt. Bis dahin: Was wären Ihre Ideen zu "Störungskärtchen" für das Wiener Öffinetz? Schicken Sie mir ein Mail oder posten Sie im Forum. (Bianca Blei, derStandard.at, 24.1.2012)