Bildung beginnt nicht erst in der Schule: Die Basis für gelingende Lernprozesse wird im Kleinkindalter gelegt.

Foto: STANDARD/Corn

Wien - Das Bildungsvolksbegehren ist geschlagen, die nächste Bildungsinitiative bringt sich in Stellung: die Weltmeistermacher.

Die überparteiliche Bildungsplattform "Zukunft.Bildung" hat sich nicht weniger zum Ziel gesetzt, als Österreich zum "Bildungsweltmeister" zu machen - wenigstens mittel- oder langfristig, erklärte der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer, am Montag.

Überparteilich spannt einen Bogen von der IV über Greenpeace, Caritas und Diakonie hin zu Elternvereinen an mittleren und höheren sowie Pflichtschulen und im Bildungssystem arbeitenden Pädagoginnen und Pädagogen.

"Wir ergreifen Partei für die Bildung, aber parteiunabhängig", betonte Neumayer, für den Generationengerechtigkeit im Bildungssystem beginnt. Und da schon ganz früh. "Spätestens nach der Geburt", sagte Raphaela Keller vom Dachverband der Kindergarten- und HortpädagogInnen.

Keine "Sackgassenthemen"

Und es beginnt früher als in der "Mittel- und Oberstufe", auf die sich die politische Debatte derzeit zu sehr konzentriere, was aber vor allem "ideale Sackgassenthemen" seien, findet der Wiener Caritas-Direktor Michael Landau.

Also lautet das Motto der neuen Initiative: "Start mit dem Fundament." Die künftigen Weltmeister müssen quasi im Sandkasten abgeholt werden. Darum wollen die Initiatoren im kommenden Jahr den ersten Schwerpunkt auf die Elementarbildung legen, kündigte der Obmann der Allianz, AHS-Lehrer Daniel Landau, an, "weil Interventionen in diesem Bereich die weitaus besten Erfolgsaussichten für Kinder haben."

Eine "Bildungskonferenz" im Herbst soll "Bewusstsein schaffen und Druck erzeugen", sagte Raphaela Keller. Eine alte Forderung der Elementarpädagoginnen wird ganz oben auf der Agenda stehen: Wir wollen alle zum Bund!

Einheitliche Bundeskompetenz für alle Kindergärten und Horte, nicht wie jetzt neun verschiedene "Kinder-Länder" mit "20 verschiedenen Gehaltskonzepten" für die dort tätigen Pädagoginnen. Keller: "Daher sind die Bildungsbedingungen für Kinder nicht fair."

Die Caritas plädiert dafür, die Kindergärten in "Early Excellence Centers" umzugestalten, wo Eltern mit ihren Kindern den Weg in Richtung Bildungsweltmeisterschaft antreten sollen. Auch, weil sich in dieser Gruppe die demografische Entwicklung manifestiert. Wenn schon weniger Kinder, dann wenigstens ein Bildungssystem, das "die Qualitäten und Talente aller jungen Menschen erkennt, fördert und fordert", sagte IV-Generalsekretär Neumayer.

Parteipolitik war übrigens doch präsent bei der Präsentation - im Publikum, in Person von Harald Walser, dem Bildungssprecher der Grünen. Der begrüßt zwar das "breite gesellschaftliche Bündnis", fordert er aber auch just das, was die Proponenten auf dem Podium als "strukturelles Thema" ans Ende der angefangenen Bildungsdebatte verlagern wollen: Ein Bekenntnis zur gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen. Das gibt es von den Weltmeistermachern jetzt noch nicht.

Wer in die Gesamtschule soll, muss zuerst den Kindergarten hinter sich bringen. (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, Printausgabe, 24.1.2012)