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Die Pfarrer-Initiative macht die Kirchenleitung nervös, sagt Schüller.

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien - Die Pfarrerinitiative, die zum "Ungehorsam" gegenüber der Kirchenleitung aufgerufen hat, will nun weltweit aktiv werden. "Noch in diesem Jahr" werde man eine internationale Organisation gründen, kündigte Helmut Schüller an. Einen weiteren Gesprächstermin der reformfreudigen Pfarrer mit Kardinal Christoph Schönborn gebe es noch nicht.

"Pfarrer sind Eigenbrötler"

"2012 wird sicher das Jahr der Internationalisierung sein", stellt Schüller in Aussicht. Schon jetzt komme Unterstützung für die österreichischen Reformer aus aller Welt. Solidaritätserklärungen würden von deutschen Pfarrern bis hin zu australischen Bischöfen einlangen, französische Priester hätten für die österreichische Pfarrerinitiative sogar eine eigene Homepage eingerichtet. Schüller will mehr: "Wir schauen, ob wir uns nicht auf internationaler Ebene zusammentun können." Abgeschlossen soll das Projekt noch in diesem Jahr werden, auch wenn dies schwer sei: "Pfarrer sind chronische Eigenbrötler."

Kein Kontakt zu Schönborn

Durch den internationalen Zuspruch, so ist sich Schüller sicher, werde man auch innerkirchlich längst nicht mehr als "Spinner" aus Österreich wahrgenommen, wie es vielleicht am Anfang der Fall gewesen sei. "Die Kirche sollte anfangen, das Kirchenvolk ernst zu nehmen", fordert der Probstdorfer Pfarrer weiterhin, denn: "So wie die Kirche lässt sich nicht einmal mehr ein Familienunternehmen führen." Die Gesprächsbasis mit der Kirchenführung aufrechtzuerhalten sei allerdings nicht einfach. Der letzte persönliche Kontakt zu Kardinal Schönborn sei ein Mittagessen im November gewesen. Einen neuen Termin gebe es nicht.

Opus Dei als Blockierer

Das oft vorgetragene Argument der Kirchenleitung, drängende Fragen zum Zölibat und der Priesterweihe für Frauen könne man nur weltkirchlich klären, lässt Schüller nicht gelten. Die Hauptgründe für Reformverweigerung sieht Schüller nach wie vor in der Weltkirchenleitung - und das nicht unbedingt beim Papst persönlich. Es seien mehr Zirkel wie Opus Dei, Opus und die Legionäre Christi, die an im Vatikan wichtigen Stellen das Sagen hätten und den Heiligen Vater oft "außen vor" ließen. Schüller vergleicht dieses System mit einer "absolutistischen Monarchie", glaubt aber, dass ein starker Papst auch solche Strukturen ändern könnte.

Vorwurf der Eitelkeit weist Schüller zurück

Dass Schüller rein persönliche Gründe für sein Engagement habe, weist er zurück. "Wenn jemand Eitelkeit vermutet, lässt er sich ohnehin nicht überzeugen." Derartige "Lieblings-Storys" gehörten in die "unterste Schublade". Die Pfarrerinitiative sei entstanden, da sich eine erkleckliche Zahl an Priestern gemeldet habe, "die die Nase voll hatten". Anfangs sei man kaum ernst genommen worden, nun herrsche in der Kirchenleitung aber Nervosität. Denn, so Schüller: "Wir sprechen mit einer Pfarrer-Stimme." (APA)