Salzburg - Neben dem Rechnungshof fragt auch das vom Kulturwissenschaftler Michael Fischer konzipierte Symposion "Festspiele der Zukunft", wie die Salzburger Festspiele künftig aussehen sollen. Am Freitag diskutierten Persönlichkeiten aus Kultur, Politik, Wirtschaft und Presse - und sie gaben Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Festspiele.

Rudolf Scholten, Aufsichtsratvorsitzender der Wiener Festwochen, machte darauf aufmerksam, dass Festspiele etwas leisten müssen, um die gesellschaftspolitische Relevanz und damit auch die Subventionen der öffentlichen Hand rechtfertigen zu können. Eine Qualität, die die Festspiele haben, sei etwa die Möglichkeit Dinge auszuprobieren. Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler sieht das Festival in diesen Zusammenhang als "Laboratorium". Die Festspiele müssten sich Dinge trauen, die sich ein Jahresbetrieb nicht trauen könne.

Ein Punkt, den STANDARD-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid kritisierte. Die Festspiele seien zu vorhersehbar und dem Mainstream unterworfen. Es brauche mehr Anstößiges.

Rabl-Stadler relativierte: "Provokation ist nicht das Hauptziel der Festspiele." Zudem könne das durch massentaugliche Produktionen eingespielte Geld für Produktionen ausgegeben werden, die sich andere nicht leisten können. "Ich schäme mich nicht, eine Bohème, Zauberflöte oder Carmen im Programm zu haben", sagte die Präsidentin. Die Salzburger Festspiele sollten alle erreichen, das mache es auch schwieriger, die richtige Mischung zu treffen.

Der Pianist Markus Hinterhäuser, der 2011 Intendant der Festspiele war, betonte: "Die Festspiele definieren sich am Inhalt, nicht an der Masse." Mehr gesellschaftspolitischen Mut empfahl auch der Kölner Medienberater Hans Mahr, ob nun innerhalb des Programms, oder in der Wahl ihrer Festspielredner: "Mit Angeboten aus der Vergangenheit kann man nicht die Zukunft angehen."

Für Empörung sorgte die Auffassung des Berliner Dramaturgen Matthias Lilienthal: "In Salzburg steht nicht die Kunst im Mittelpunkt, sondern ein gewisser Stil zu leben." Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SP) konterte: "Das gehört in die Märchenkiste, dass bei uns nur die Reichen sind."

Eingeengt durch Institution

Der spanische Theatermacher Maurici Farré betonte, dass Festspiele schnell auf ökonomische, kulturelle und künstlerische Gegebenheiten reagieren müssen. Die zunehmende Institutionalisierung in Europa mache das immer schwerer. Auch Hinterhäuser hielt die Beweglichkeit für wichtig. Ein Kulturbetrieb habe keine Planwirtschaft, sondern müsse reagieren können. Sonst werde er zum "manövrierunfähigen Dampfer", spannte Hinterhäuser das Bild zur Costa Concordia. (Stefanie Ruep, DER STANDARD - Printausgabe, 21./22. Jänner 2012)