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Kondolenzbuch für den verstorbenen Wilmar Villar.

Foto: APA/EPA/Ernesto

Havanna - Nach dem Tod eines kubanischen Häftlings hat die Regierung Berichte zurückgewiesen, wonach es sich um einen Dissidenten gehandelt habe, der an einem Hungerstreik gestorben sei. Sie verfüge über "zahlreiche Beweise und Zeugenaussagen", dass es sich bei dem verstorbenen Wilmar Villar nicht um einen Dissidenten handle, hieß es in der Erklärung vom Freitag. Auch habe sich der 31-Jährige nicht im Hungerstreik befunden. Vielmehr sei er wegen eines "öffentlichen Skandals" verurteilt worden, bei dem er seine Frau angegriffen und im Gesicht verletzt habe.

Elizardo Sanchez vom Kubanischen Komitee für Menschenrechte und Nationale Versöhnung hatte zuvor berichtet, Villar sei am Donnerstag im Krankenhaus von Santiago de Cuba an den Folgen eines 50-tägigen Hungerstreiks aus Protest gegen seine Haftstrafe gestorben. Demnach gehörte er der Patriotischen Union Kubas an, einer Oppositionsgruppe, die vor allem im Osten der Karibikinsel aktiv ist. Nach Angaben von Sanchez war der Familienvater im November zu vier Jahren Haft verurteilt worden.

Castro: "Internationale Schmutzkampagne"

"Die kubanische Regierung trägt die volle moralische, politische und rechtliche Verantwortung für den Tod von Wilmar, weil er sich in der Gewalt der Behörden befand", sagte Sanchez, der seinen Tod "vermeidbar" nannte. Die Regierung von Raul Castro kritisierte dagegen "eine intensive internationale Schmutzkampagne". Daran beteiligt seien insbesondere ausländische Nachrichtenagenturen in Miami, der Hochburg der kubanischen Exilopposition in den USA, sowie "konterrevolutionäre Elemente im Innern".

Wegen des bevorstehenden Papst-Besuches hatte Kuba Ende Dezember die Freilassung von 2.900 Häftlingen angekündigt. Die Amnestie sei aus humanitären Gründen auf Bitten von ranghohen Vertretern der katholischen Kirche beschlossen worden, teilte die kubanische Führung mit.

Der Tod eines Gefangenen nach einem Hungerstreik hatte im Februar 2010 zu internationalen Protesten geführt. Raul Castro entließ daraufhin in einer von der katholischen Kirche vermittelten Amnestie 130 politische Gefangene. (APA/Reuters)