Im Tauziehen um den griechischen Schuldenschnitt wird mit harten Bandagen gekämpft. Tatsächlich haben jene Gläubiger, die noch höhere Verluste nicht hinnehmen wollen, gute Karten. Kommt keine Einigung zustande, bleibt Athen nur noch, die angepeilte Schuldenreduktion von 100 Milliarden Euro per Dekret zu verordnen. Mit der angestrebten Freiwilligkeit wäre es dann vorbei, Griechenland würde auf Zahlungsausfall herabgestuft, Staatsanleihen dürften dann von der Europäischen Zentralbank nicht mehr als Besicherung für Kredite akzeptiert werden.

Doch selbst diese bedrohliche Variante legt bei weitem nicht die ganze Tragödie offen. Selbst bei einem gütlichen Ende in der Frage der Beteiligung privater Gläubiger wird Griechenland die verbleibenden Schulden nicht bedienen können. Die tiefe Rezession und die mangelnde Umsetzung der Reformvorgaben verhindern, dass die von EU, EZB und Währungsfonds aufgelegten Pläne - die bis jetzt noch nie gehalten haben - erfüllt werden.

Das hat vor allem mit der falschen Strategie zu tun, die vor zwei Jahren eingeleitet wurde. Nur mit einem sofortigen Schuldenschnitt hätte Athen eine realistische Überlebenschance gehabt. Stattdessen wurden Steuergelder der Eurostaaten via Athen an private Gläubiger verteilt.

Man darf gespannt sein, wann die Regierungen den griechischen Schein ablegen und erklären, dass die Hilfsgelder nun leider doch nicht zurückfließen werden. (DER STANDARD, Printausgabe, 20.1.2012)