Die Vorsitzende des Kontaktkomitees der Wiener Nobel- und Traditionsbälle wundert sich, dass plötzlich "politische Dinge eine Rolle spielen" , die Hofburg-Direktorin versteigt sich zur Aussage, der Ball der schlagenden Burschenschafter (WKR-Ball" ) erfülle alle Voraussetzungen eines "Wiener Balls" , und die Unesco gibt zu, dass sie den Antrag besser hätte prüfen sollen.

Nicht alles, was gut gemeint ist, kommt auch gut. Der erhoffte Werbeeffekt für die Tourismuswirtschaft wird wohl ausbleiben - stattdessen muss man fürchten, dass Österreich in der Welt als Hort der Unbelehrbaren dasteht. Und die Unesco sah auch schon einmal besser in ihren Beurteilungen aus. Immerhin definiert sie immaterielles Kulturerbe so, dass es "von einer Generation an die nächste weitergegeben, fortwährend neu gestaltet wird" und "den Gemeinschaften ein Gefühl von Identität und Kontinuität" vermittelt. Man könnte hinzufügen: Offenbar ist es egal, ob Ballgäste am Verbotsgesetz entlangschrammen, Hauptsache, sie kleiden sich gut und können Walzer tanzen.

Klare Nutznießer der Aktion sind die schlagenden Burschenschafter und ihre "Alten Herren" in der FPÖ. Sie haben nun ein triftiges Argument an der Hand, die geplante Verbannung ihres Balls aus der Hofburg doch noch zu verhindern. Die Hofburg-Gesellschafter werden sich mit Gegenargumenten schwertun, noch dazu, da ihre Direktorin den WKR-Ball für "elegant" hält. Eine vollendete Blamage. (DER STANDARD, Printausgabe, 19.1.2012)