Es gehört ja mittlerweile zum Geschmackskanon, die ORF-Krimiserie Schnell ermittelt klass zu finden. Zwar wackelt die Kamera einen regelmäßig in die Seekrankheit, aber die Mischung aus Wiener Charme und Ursula Strauss' spezifischer Schnelligkeit wischt diverse Defizite des Drehbuchs weg. Außerdem: Wer auf Logik in einem TV-Krimi pocht, nagt an einem harten Brot.

Foto: ORF/Petro Domenigg

Positiv vermerkt gehört zudem die Chemie der Charaktere: Schnell, ihr Ex, die Kollegen und Kolleginnen, die sind - trotz aller Widersprüche - stimmig angelegt. Insbesondere die Figur des Bezirksinspektors Harald Franitschek verleiht der Serie oft jene Gravität, die der gerne sprunghaften Handlung wohltut

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Verkörpert wird sie von Wolf Bachofner. Eher beleibt denn sportlich, ein bisserl schlicht und bezüglich seiner Hemdenmuster nicht besonders geschmackssicher. Im Urteil ist er gerne vorschnell, tendenziell rassistisch, kurz: die einzig realistische Figur auf der Besetzungsliste.

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Sympathisch machen ihn seine Papa-Bär-Physiognomie und die Art, wie er sich mit seiner Chefin arrangiert, sich ihr als Mann unterordnet und es trotz schwachen Widerstands zu genießen scheint, mit einer Frau zusammenzuarbeiten.

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Am Dienstag öffnete "Frani" der am Ende der letzten Staffel nur knapp dem Tod entronnenen Schnell schließlich gar sein Herz und bekundete ihr eine Freundschaft, die über bloße Kameraderie hinausgeht. Er gestand ihr, wie sehr er sich darüber freute, dass sie wieder zurückgekehrt sei - allen Karriereoptionen zum Trotz, die sich für ihn aufgetan hatten: Papa Bär, ein Tierchen mit Herz. Franitscheks Gesicht nach Schnells Gebussel war Gold. (Karl Fluch, DER STANDARD; Printausgabe, 19.2.2012)

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