Die Kritiken zum Stück "Chatroom" von Enda Walsh entstanden im Rahmen einer Schreibwerkstatt des SCHÜLERSTANDARD in Kooperation mit dem Theater der Jugend. Die ersten zwei Texte sind auch im STANDARD erschienen. "Chatroom" ist noch bis Ende März in einer Inszenierung von Gerald Maria Bauer im Theater der Jugend zu sehen.

Diese verdammten Besserwisser

Ein weißer steriler Raum. Darin verstreut Fernsehgeräte. Ein Junge als Astronaut gekleidet. Ein Mädchen mit Schweinemaske. Auf den Gerätschaften erscheint der Schriftzug "Login".

So zeichnet Regisseur Gerald Maria Bauer im Theater im Zentrum die angebliche Anonymität des Chatrooms nach, in dem sich tagtäglich zahlreiche Jugendliche tummeln. William, Jack, Eva und Emily, vier gleichaltrige Teenager führen harmlose Unterhaltungen über Harry Potter und Britney Spears im Forum "Die verdammten Besserwisser". Dann stößt der depressive, sinnsuchende Jim vom "Selbstmord"-Chat hinzu und klagt ihnen seine Leiden. William und Eva, welche mit langen intellektuellen Reden das Gespräch zunehmend manipulieren, haben schockierende Absichten: Sie wollen Jim zum öffentlichen Selbstmord treiben.

Der irische Autor Enda Walsh hat ein berührendes und realitätsnahes Stück geschrieben, welches das tragische Leben des Internet-Teenagers darstellt - vom Drang, gegen etwas zu rebellieren, wenn es nichts mehr zum Aufschreien gibt, bis zum Versuch, sich aus der heutigen Plastikgesellschaft auszuklinken. Besonders hervorgehoben sei der Protagonist William, gespielt von Luzian Hirzel, welcher sich als Meistermanipulator hervortut. Seine Plädoyers sind verstörend und intensiv. "Bist du deppat ...", murmelt es immer wieder im Publikum.

Einzig zu bemängeln ist die leider etwas stümperhafte Facettensetzung einzelner Charaktere. Die liebevolle multimediale Umsetzung und die auflockernden Gags, wie sie nur ein echter Teenager bringen kann, machen dies aber bei weitem wieder wett. Junge Worte aus jungen Mündern formen ein nachdenklich stimmendes Stück. Julie Karlon

Britney, du hast meine Kinderseele verkauft

"Britney Spears, du hast meine Kinderseele verkauft!" Mit provozierenden Sätzen wie diesem startet das Theaterstück Chatroom. Die Geschichte des depressiven Jugendlichen Jim, der im Chatroom "Die verdammten Besserwisser" fünf Freunde gefunden zu haben glaubt, nimmt bald eine dramatische Wende. Zwei von ihnen finden Gefallen daran, Jim zu quälen, führen ihm sein Elend vor und raten ihm zum Selbstmord.

2005 von dem irischen Dramatiker Enda Walsh geschrieben, wurde das Stück nun unter der Regie Gerald Maria Bauers im Wiener Theater im Zentrum auf die Bühne gebracht. Die Bühne stellt einen weißen, tunnelförmigen Raum dar, in dem fünf Computer zu sehen sind. Musik setzt ein und grüne Lichter ziehen über die Wände. Die Darsteller sprechen langsam und mit vielen Pausen, so wirken die Figuren nicht gekünstelt. Die Monologe werden nicht langweilig. Das überzeugende und sehr berührende Schauspiel wird immer wieder von Musik begleitet, welche die Handlung passend unterstützt: "It's all about identity", erklingt es und weist auf eines der Hauptthemen der Geschichte hin: die Individualität. Die Charaktere machen sich über Stereotype lustig, doch im Grunde entsprechen sie allen Klischees. Der Zyniker, der sich hinter seiner bissigen Art versteckt. Der hilfsbereite, wehrlose Schüler. Das Emo-Mädchen. Alle Figuren haben Probleme und gehen auf ihre eigene Weise mit ihnen um, wobei die Anonymität des World Wide Web sie schnell die Verantwortung anderen gegenüber vergessen lässt. Bauer gelingt ein Stück, das zum Denken anregt. Anna Hader

Die Schatten des Internets im Theater der Jugend

Cybermobbing ist ein aktuelles Thema in unserer heutigen Gesellschaft und leider erleben es viele Jugendliche auch am eigenen Leib. Der aus Niederösterreich stammende Regisseur Gerald Maria Bauer inszenierte zu diesem Thema das Theaterstück Chatroom, nach der gleichnamigen Vorlage des irischen Autors und Dramatikers Enda Walsh. 

Das Stück selbst hat eigentlich eine recht simple Handlung die aber trotzdem sehr zum nachdenken anregt. Es beginnt damit, dass William und Jack, die wie alle Charaktere des Stücks aus der gleichen Gegend und ähnlichen sozialen Umfeldern stammen, in einem Chatroom eine rege Diskussion darüber führen, ob unsere heutige Jugend verkindlicht wird.

Anfangs ist das noch ganz witzig mit anzusehen, bis langsam durchsickert, dass William den Drang hat, etwas zu erreichen und dass ihm dazu auch alle Mittel recht sind.

Separat zur Diskussion zwischen William und Jack findet in einem anderen Chatroom der Dialog zwischen Emily und Eva statt, die über ein anderes Thema reden.
Des Weiteren gibt es dann auch noch ein Gespräch in einem Selbstmordforum zwischen Laura und Jim, da Jim schwere Probleme mit seiner Familie und Situation hat.

Nach den anfänglichen Dialogen treffen sich William, Jack, Emily und Eva erneut in einem neu gegründeten Chatroom namens „Die verdammten Rechthaber" was anfangs auch relativ gut geht. Bis Jim zu ihnen dazu stößt und um Hilfe bittet. Dadurch bricht ein Machtkampf zwischen den Teenagern aus, in diesem der schwer depressive Jim zum Spielball von William und Eva wird. Das Stück selbst ist sehr gut umgesetzt worden und wurde auch relativ gut auf die heutige junge Gesellschaft zugeschnitten. Licht, Musik und Bühnenbild sind in Ordnung, wobei einige kleinere Details aus den hinteren Reihen nicht so gut sichtbar sind.
Im Fazit läst sich sagen, dass "Chatroom" ein sehr komplexes und von Regisseur und Schauspielern sehr gut umgesetztes Theaterstück ist, dass auf jeden Fall einen Besuch wert ist. Mario Epner

Mord im Chatroom?

Wer kennt sie nicht, Teenager mit Selbstmordgedanken, Selbstunzufriedenheit oder unbefriedigter Wut? Um sie alle dreht sich das Stück Chatroom von Enda Walsh, das derzeit im Theater im Zentrum spielt.

Der fünfzehnjährige William gründet zusammen mit drei Gleichaltrigen, Jack, Eva und Emily einen Chatroom, in dem sich bald der ebenfalls fünfzehnjährige, hilfesuchende Jim wiederfindet. In William und Eva glaubt er Helfer gefunden zu haben, doch was zu Beginn noch nach Anteilnahme aussieht, wird schnell zu einer Art von Cybermobbing, bei der sowohl William als auch Eva nur noch ein einziges Ziel verfolgen: Jims Suizid.

Chatroom ist ein durch Aktualität brillierendes Stück, dessen durch wachsende Tragik stetig steigender Spannung auch lange inhaltlose Frequenzen kaum etwas anhaben können. Das Stück behandelt die gesellschaftlichen Tabuthemen Selbstmord und Mobbing so authentisch, dass im Verlauf der Handlung niemand emotionslos bleiben kann. Williams Wut und Zorn sind ebenso aufwühlend, wie Jims abgrundtiefe Verzweiflung.

Durch eine weiße, einengende Bühne werden die Gefühle noch zusätzlich verstärkt und lassen das Stück noch energischer und tragischer auf den Zuschauer wirken. Nicht einmal die leicht überzeichneten Charaktere, die jeder für sich ein anderes Klischee darstellen und in den meisten Fällen auch nur eine einzige Eigenschaft aufweisen, können dem Realitätsbezug der Handlung Schaden zufügen. Große Anerkennung ist auch den jungen Schauspielern zu zollen, die durch ihre engagierte Darstellung das Publikum mitreißen. Keinesfalls passend ist jedoch die Altersempfehlung. Ausgeschrieben ist das Stück für ab dreizehnjährige, doch dieses Alter bezieht sich wohl eher nicht auf die tatsächliche Handlung des Stückes, sondern auf den Zusammenhang mit dem Thema Internet, welcher ab diesem Alter sein höchstes Maß an Bedeutung erreicht. Was jedoch die Handlung anbelangt, so ist dieser Stoff keineswegs für zartbesaitete Seelen gemacht. Chatroom im Theater im Zentrum, ein zeitgemäßes Stück, das anspricht und aufwühlt. Caroline Wittmann

Cybersuizid Generation

Verspürst du den Drang loszulassen? Frei zu sein? Die Stärke der Anonymität zu spüren? Jemand anderes sein zu können, nicht mehr gefangen in deinem Körper? Dir eine neue Identität aufzubauen?

William, Eva, Emily, Jack und Jim sind auf den Geschmack gekommen. Sie brauchen nichts voneinander zu wissen. Nur dass sie im selben Alter sind, in derselben Stadt wohnen und vor allem, anders sind. Deswegen haben sie ihn gegründet, den Chatroom: "Die verdammten Rechthaber".

Denn hier sind sie frei und können ihre Sorgen vergessen. Doch wenn verschiedenste Persönlichkeiten auf unsicherem Terrain wie dem Internet zusammen treffen, wird aus dem sonst so harmlosen Zeitvertreib plötzlich bittere Realität.

Gerald Maria Bauer inszeniert in diesem Jugendstück ab 13 Jahren fabelhaft die Flucht vieler Jugendlicher in eine Scheinwelt, ein realitäts- und zeitnahes Thema.
Bühnenbild sowie Lichteffekte unterstreichen perfekt die Spannung der Dialoge sowie Mimik und Gestik der Schauspieler. Der Regisseur hatte bei seiner Tätigkeit einen schlichten Raum vor Augen, abgetrennt durch eine Wand, die bildlich verschiedene Chaträume voneinander trennen soll. Außerdem sollte das Bühnenbild eine trügerische Gemütlichkeit vortäuschen.

Besonders die Musik, die punktgenau in passenden Momenten eingesetzt wird, hilft die Situationen und Gedankengänge der "User" besser zu verstehen und nachzuempfinden.

Aus dem exzellenten Ensemble sticht in der zynischen Rolle des William Luzian Hirzel hervor. Vor allem seine erschreckend manipulierenden Dialoge verstören den Zuseher.

Mit Chatroom, einem überzeugenden und topaktuellen Stück ist dem Theater im Zentrum erneut ein Glücksgriff gelungen. Besonders empfehlenswert für Schulklassen, da Cybermobbing und soziale Netzwerke tagtäglich präsent sind. Sophie Maier

Wie ein schwarzes Loch 

Internet Mobbing und Identitätskrise, Sinnsuche und Selbstmord Anstiftungen - und die "Jugend von heute" mitten drin: Am 14.1. feierte Enda Walshs Stück "Chatroom" am Theater im Zentrum Premiere.

Ein weißer Raum, blau ausgeleuchtet, mehrere Bildschirme - die Bühne als symbolschwere Abstraktion der virtuellen Welt. Als mehrere Jugendliche die Bühne betreten und ihren Account hochfahren, stürzen wir kopfüber in eine Diskussion über Britney Spears und J.K. Rowling. Unter den Jugendlichen sind von Nerd und Emo bis zum "verdammten Rechthaber" alle Stereotypen unserer Zeit vertreten. Eine Kritik an dem vorurteilbehafteten Bild, das Erwachsene oberflächlich mit "Teenagertum - die schwierigen Jahre" betiteln?

"Wir sind alle Klischees!", erkennt William, ein zynischer Charakter mit gefährlich überzeugender Wortgewandtheit. Obwohl jeder anonym bleibt, wird bald die kollektive Aussichtslosigkeit der Jugendlichen sichtbar. Überraschend klischeefrei werden Ursprung und Auswirkungen der "jugendlichen Sinnkrise" aufgefächert. Man braucht eine Revolution, muss um jeden Preis ein Zeichen setzen. Als der unsichere Jim den Chatroom "betritt", scheint endlich das perfekte "Anliegen" gefunden zu sein, nachdem die virtuelle Gemeinschaft Ausschau hielt. Sein Leben ist trostlos genug, um ihn zur Marionette, zum Märtyrer einer Revolution und zum Handlungsträger der Inszenierung eines Suizides zu machen. Wie wirklich ist ein Selbstmord in 2D? Wer jetzt noch helfen will, wird beinhart bloßgestellt und rausgeschmissen. Die DarstellerInnen verleihen ihren - im wahrsten Sinne des Wortes - Rollenbildern eine überzeugende, sich nach und nach entwickelnde Dreidimensionalität. Während man als Zuschauer den Voyeurismus dieser Jugendlichen verurteilt, wird man selbst zum Voyeur. Die Inszenierung schafft es, der schon so oft analysierten und interpretierten Schlagzeile "Generation Internet" eine neue Seite und Motivation abzugewinnen, obwohl eine gewisse "pädagogische Mission" die Oberhand behält. Stephanie Falkeis

Login - ein Klick wie ein Schuss

Sechs Fernseher in einem kahlen Raum, dessen Wände in kaltes, blaues Licht getaucht sind. Hinter einer lamellenartigen Abtrennung sitzt in einem zweiten Raum ein Junge, den Rücken dem Publikum zugewandt. Was tut er?

Fünf Teenager betreten den vorderen Raum - während jeweils zwei sich unterhalten, erscheint ihr "Chat" auf dem zugehörigen Bildschirm, wobei die "Revolution der Teenager" zum heftig debattierten Thema wird. Ein Mädchen chattet mit dem Jungen aus dem anderen Raum. Er spricht. Über Probleme mit der Familie, der Schule - sein Alltag, und doch nichts Belangloses. Er spricht und sie hört zu. Ihr Prinzip: Keine Ratschläge erteilen!

Er wechselt in einen anderen Chatroom - "Die verdammten Rechthaber" - und wird zum Anliegen der gesamten Gruppe.

Das oberste Prinzip "Helfen" wird jedoch zu einer Spirale, die sich immer enger dreht, und sich in einen Wettkampf zwischen den Jugendlichen verwandelt, der von Psychoanalyse bis hin zum Selbstmordvorschlag alles mit sich bringt. Bizarrerweise wird diese Spirale nicht von allen als gefährlich erkannt, sondern teilweise als Spiel gesehen. Der virtuelle Chatroom, der als abstrakter, leicht perspektivischer Raum dargestellt wird, stellt durch jene lamellenartige Abtrennung eine "Switchmöglichkeit" zwischen verschiedenen "Blogs" dar, wobei der Zuschauer, bereits in der Anfangsszene, sehr durch Farben und Musik manipuliert wird und "Internet" als kalten, grausamen Ort serviert bekommt.

Gerald Maria Bauer schuf mit dieser Inszenierung des Theaterstücks "Chatroom" eine Illustration des Fanatismus, die deutlich zeigt, dass absolute Überzeugung, auch wenn sie die Grundidee "Helfen" hatte, ausufern und selbst ihre Verursacher "überfluten" kann. 

Um Depressionen zu bewältigen professionelle Hilfe anzunehmen wird nur kurz in Betracht gezogen, die "verdammten Rechthaber" haben eben auch dann Recht, wenn es um das Feststellen von eigenen Fähigkeiten in dem Gebiet Amateurpsychologie geht. Sophie Falkeis

"Magersucht macht dich zu einem Stereotyp"

Das Stück "Chatroom" von Enda Walsh geht im Theater im Zentrum, unter der Regie von Gerald Maria Bauer, den Problemen der Jugendlichen im Internet auf den Grund.

Was passiert, wenn sich Heranwachsende in einem Chatroom treffen und über Gott und die Welt plaudern? Richtig. Es kommen Selbstmordgedanken auf. Warum? Weil manche, denen es im Leben schlecht geht, wie Jim, auf andere, die es als Spaß verstehen eben diese Personen zu manipulieren, wie William, hier aufeinandertreffen. Schnell bauen sich zwei Lager auf. Auf der einen Seite William und Eva, auf der anderen Jim, Jack, Emily und Laura. Der unsichere Jim, der nur zufällig in den Chatroom findet wird dabei wie eine Marionette hin und her geschubst. Mit gezielten Fragen will William Jim dazu bringen ein Zeichen zu setzen ("Wenn mein Leben allen egal ist, warum soll es mir wichtig sein?"). Doch Jack Emily und Laura versuchen ihm einen anderen Ausweg aufzuzeigen.
Die Umsetzung ist recht gut gelungen. Die schlichte, weiße Bühne wurde nur mit einigen Bildschirmen und einem Stuhl geschmückt. Weißes, steriles Licht vermittelt das Gefühl, sich an einem unangenehmen Ort zu befinden. Genial ist auch die Idee, das ganze Theater in das Bühnenbild einzubinden. Nachdem Jim sich zum letzten Mal aus dem Chatroom ausgeloggt hat, verlässt er mit einer Kamera die Bühne und geht hinaus auf den Stephansplatz. Die Zuschauer können dies über die Bildschirme beobachten.

Die Themen, über die gechattet werden reichen zwar von Britney Spears bis Charly und die Schokoladenfabrik, doch die Aussagen die getätigt werden (u.a. "J. K. Rowling sollte man vernichten!") und das Alter und Aussehen der Schauspieler machen es einem schwer sich vorzustellen, dass es sich hierbei um heranwachsende 15-Jährige handeln soll.

Das Stück wirft viele Fragen auf. Sind Jugendliche im Netz sicher? Kann ich wirklich wissen, mit wem ich chatte? Die Kulisse ist, obwohl schlicht, doch genau perfekt für diese ungemütliche Umgebung gestaltet und die kostümierten Stereotype (Streber, Emo und co.) lassen einen über das Alter der Schauspieler hinwegblicken. Das Stück Chatroom geht tiefgründig in die Probleme der heutigen Jugend ein und ist aus diesem Grund absolut sehenswert. Arandjelovic Aleksandar

Der Verfasser von "Chatroom" ist der 1967 geborene Dubliner Enda Walsh. Obwohl das Theaterstück 2005 bereits uraufgeführt wurde, verliert es jedoch keineswegs an Aktualität. Denn die die "Generation Internet" verlagert den Schwerpunkt der Kommunikation immer mehr auf Facebook, Twitter & Co. Doch das dies auch Schattenseiten und Probleme mit sich bringt wird meist oft erst zu spät erkannt. Und genau auf diese Probleme will das Stück aufmerksam machen. Die Handlung spielt im Chatroom "Die verdammten Rechthaber". 

Die Regeln des anonymen Treffens: Keine echten Namen und keine Informationen die die
Anonymität beinträchtigen könnten

Die User: William
Jack
Eva
Emily

Symbolisch für die Benutzerprofile steht pro Figur ein Bildschirm auf der Bühne.

Die Bühne ist in Weiß gehalten und die Decke ist ziemlich tief. Durch einen gemeinsamen Fluchtpunkt der Wände, wird der Raum optisch länger. Das Bühnenbild stellt einen unpersönlichen, etwas ungemütlichen Raum dar.

Was anfangs als harmlose Teenie-Unterhaltung über Britney Spears seitens Emily und Eva anfängt, geht dann zu Schimpftiraden über Kinderbuchautoren/innen und Morddrohungen an J.K.Rowlings über und artet dann zu Psychoanalysen und Manipulation an Jim aus.

Jim wechselt während der Handlung von einem Selbstmordchatroom zu den "verdammten Rechthabern". Da er sich im wirklichen Leben verstoßen und ungeliebt fühlt, flüchtet er in die Cyber-Welt. Er erzählt seinem vermeintlichen Freunden William, Eva, Emily und Jack all seine Probleme. Emily und Jack, die echte Sympathie und Mitleid für Jim empfinden, werden von einem rebellischen, etwas realitätsfernen William und einer ebenso realitätsfernen und etwas bösartigen Eva aus dem Chat gemobbt.

Diese Szene zeigt sehr gut, was für ein falsches Bild von einem Gesprächspartner in solchen Räumen bekommt. Denn Emily, das ehemalig magersüchtige Gothic-Girl wird von Eva plötzlich als verwöhnte Barbie dargestellt.

Nachdem die zwei den Chat verlassen haben, will Will seinen Plan zu Ende bringen. Er will sehen wie weit Jim bereit ist sich zu öffnen und zu gehen. In dem er Jim all die negativen Seiten Jims Lebens quasi unter die Nase reibt will er ihn in den Selbstmord treiben.

William ist beinahe besessen von dem Wunsch als Teenager zu revoltieren - egal wie, Hauptsache ein Zeichen setzen. Dafür würde er auch buchstäblich über Leichen gehen. Er ist der festen Überzeugung, dass nichts heroischer ist als ein selbstgefilmter Selbstmord eines Jugendlichen.

Doch kurz bevor Jim sich endgültig von William einnehmen lässt, tauchen Jack und Emily mit einer Freundin aus Jims ehemaligen Chatroom auf und Laura versucht ihn zu Vernunft zu bringen, da sie selbst schon einen Selbstmordversuch hinter sich hat. Jim jedoch nimmt eine Kamera in die Hand, geht nach draußen auf den Stephansplatz, was den Effekt hat, dass dem Zuschauer die Problematik viel bewusster wird, und setzt sich eine Waffe an den Kopf. Knapp aber doch gelingt es Laura seinen Selbstmord abzuwenden.

Eine äußerst passende Endszene bilden Laura und Jim, welche sich in einem Café treffen und symbolisch alle Bildschirme auf der Bühne ausschalten.
Ich finde es verkörpert den Austritt aus der Cyber-Welt und das Zurückfinden in das reale Leben.

Was mich sehr beindruckt hat, ist das nicht nur ein Problem aufgegriffen wird. Das Theaterstück zeigt viele Probleme auf, von denen immer mehr Teenager heutzutage betroffen sind. Es zeigt die Gefahren von Chatrooms, wie manipulierbar wir doch eigentlich sind. Es zeigt auch sehr stark wie man in solchen anonymen und unrealen Räumen sich selbst verlieren kann, denn unter einem anderen Namen kann man sein wer immer man sein will. Doch eines der größten Probleme ist das Cyber-Mobbing. Nicht selten führt dieser vermeintliche Spaß zum Selbstmord. Das, und die Gefahr, der Abstumpfung durch die Abkapselung von der realen Welt wird meiner Meinung nach in „Chatroom" sehr gut dargestellt.

Äußerst beindruckend fand ich die Fähigkeiten der Schauspieler. Da sich dieses Stück mit sehr ernsten Themen befasst und die darin vorkommenden Figuren sicher nicht leicht darzustellen sind. Selbstmordgefährdete und selbstmordfördernde Charaktere sind sicher eine Herausforderung für jeden Schauspieler. Deswegen Hut ab vor diesen jungen Talenten!

Mein Resümee: Ein äußerst gelungenes Stück Kunst, mit Bezug auf die Gegenwart, das etwas erzählen möchte, das auf etwas aufmerksam machen möchte. Die Problematik über Chaträume wird in diesem Stück sehr gut beleuchtet.

Dieses Theaterstück ist Jugendlichen sehr ans Herz zu legen ,"da es sich mit sehr aktuellen jugendlichen Themen beschäftigt. Es zeigt die Kehrseite des scheinbar ungefährlichen Surfens im WorldWideWeb. Catherine-Anne Philipp