Wien - Die S-Bahn stellt ein wichtiges Bindeglied zwischen Wien und dem Umland dar. Derzeit gibt es 13 Linien, die auf einem 126 Kilometer langen Schienennetz unterwegs sind. Wenn es nach ÖBB-Chef Christian Kern geht, dann könnte es in Zukunft eine Ausweitung des Angebots geben: "Wir haben ja die Option, mit dem Hauptbahnhof das Netz noch einmal deutlich zu erweitern", erklärte er am Dienstag am Rande eines Festakts anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums der S-Bahn. Fix ist bereits eine durchgehende Ost-West-Verbindung ab Dezember 2012.

Dabei verwies der Bahnchef auch auf die Pendlerproblematik in Wien: "Es gibt viele Diskussionen, was man in diesem Bereich tun kann, aber mit sicherlich die effizienteste und kostengünstigste ist die Wiener Schnellbahn." Aus diesem Grund würden mit der Stadt Wien Gespräche laufen, die im Laufe des Jahres abgeschlossen werden sollen: "Wir haben einen Vorschlag an die Stadt Wien gemacht, wie man das erweitern kann, wo man Wien mit Niederösterreich besser verbindet, um die Pendlerproblematik in Griff zu bekommen. Ich glaube, das wäre eine sehr lohnenswerte Überlegung. Selbst wenn wir im Moment vor dem Diktat der leeren Kassen stehen, das Problem muss gelöst werden, die soziodemografische Entwicklung ist evident."

Kern: "Es schaut gut aus"

Die Gespräche mit Wien hätten mehrere Gegenstände zum Inhalt: höhere Frequenzen, weitere Strecken und das Wagenmaterial. Man sei "mit Niederösterreich und Wien auf einem guten Weg", neue Garnituren anzuschaffen, fügte Kern hinzu. Während die Verhandlungen mit Wien gerade erst begonnen hätten, seien jene mit dem benachbarten Bundesland Niederösterreich schon "sehr weit gediehen": "Da hoffe ich, dass wir in den nächsten Wochen den Vertrag abschließen. Es schaut gut aus." Details zum Ergebnis wollte er keine nennen.

Knackpunkt ist bei allen Vorschlägen die Finanzierung: "Das, was natürlich immer den Engpass darstellt, ist das liebe Geld", so Kern. Zahlen müssten neue Verbindungen und Angebote nämlich die Länder Wien und Niederösterreich.

Eine Neuerung ist jedenfalls schon fix: Ab Dezember 2012 wird durch die Verbindung der S60 (Ostbahn) mit der S15 (Meidling bis Hütteldorf) der Osten Wiens umsteigefrei mit dem Westen verbunden. Möglich werde dies durch die Teilinbetriebnahme des Hauptbahnhofs Ende des Jahres. Dieser wird künftig ein Durchgangsbahnhof und kein Kopfbahnhof wie der ehemalige Südbahnhof mehr sein. Darüber hinaus ergibt sich durch die Verknüpfung der bestehenden S80 (Hausfeldstraße bis Südbahnhof Ost) mit der S5 auf der Pottendorfer Linie die Möglichkeit einer neuen Durchbindung zwischen dem Hauptbahnhof und Meidling.

Verbesserung der Flughafen S-Bahn

Auch die S-Bahn-Anbindung des Flughafens könnte verbessert werden - konkret jene zum Hauptbahnhof. Denn eine solche ist zumindest derzeit gar nicht geplant, obwohl bis Ende 2014 eine Verbindungsspange zwischen der Ostbahn zur Flughafenschnellbahn gebaut wird. Diese würde laut derzeitigen Plänen nur von Fernverkehrs- und Regionalzügen befahren werden. Hier werde es Gespräche mit der Stadt Wien geben, "ob eine neue S-Bahnlinie kommt oder nicht", erklärte ein ÖBB-Sprecher. Diese Linie könnte S75 heißen, über die auch Meidling oder sogar Hütteldorf mit dem Airport verbunden werden könnten. Ein weiterer Vorschlag für eine neue Linie S10. Dabei ergibt sich die Möglichkeit, Gänserndorf oder Wolkersdorf über Stadlau und in weiterer Folge über den Hauptbahnhof mit Meidling zu verbinden.

Verhandelt wird mit der Stadt auch über Intervallverdichtungen: "Ein konkreter Vorschlag der Stadt Wien ist eine Verdichtung der Vorortelinie, der S45, auf einen Zehn-Minuten-Takt. Es ist nicht fix, aber darüber gibt's Gespräche", so der Bahnsprecher. Geben soll es auch eine Intervallverdichtung bei der S50: Ab Dezember sollen zwei Züge statt einem pro Stunde fahren.

Über 2014 hinaus ist zwar noch nichts fixiert, aber: "Es gibt sehr konkrete Pläne, wo im Prinzip alle Beteiligten sagen, das ist sinnvoll", erklärte Michael Fröhlich, der Regionalmanager der ÖBB Personenverkehr AG für die Ostregion. Dazu würden unter anderem Intervallverdichtungen Richtung Liesing bzw. Mödling oder auf der S1-Achse nach Gänserndorf oder der S3-Achse Richtung Korneuburg bzw. Stockerau zählen. (APA)