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Kundgebung der Plattform "Rettet die ÖAW" im Dezember.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Genau 15.391 Unterschriften zählt die Petition gegen die "Bedrohung des Forschungsstandorts Österreich", die Mitarbeiter der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) gestern, Dienstag, an Bundespräsident Heinz Fischer überreichten. "Von Absdorf bis zur amerikanischen Spitzenuniversität reicht die Liste", so die Initiatoren, die mit der Petition auf den drohenden "Kahlschlag" bei der ÖAW aufmerksam machen wollen.

Ausgangspunkt der Proteste war die Unterzeichnung einer Leistungsvereinbarung zwischen ÖAW-Führung und dem Wissenschaftsministerium Anfang November. Daraus ergibt sich laut ÖAW eine Budgetlücke in den Jahren 2012 bis 2014 von rund 40 Millionen Euro. Deshalb sollen Einrichtungen und Institute geschlossen bzw. an Unis angegliedert werden. Betriebsrat und Mitarbeiter befürchten den Verlust von 300 der mehr als 1000 ÖAW-Mitarbeiter. Derzeit verhandeln Ministerium und Akademie über einen konkreten "Reform- und Restrukturierungsplan". Seitens des Ministeriums betonte man, dass es keine Kürzungen gibt, vielmehr werde ein gleichbleibendes Budget für die nächsten drei Jahre fortgeschrieben.

Einen ersten Erfolg konnten die protestierenden Mitarbeiter bereits verbuchen. Sie entsenden Vertreter zu Verhandlungsrunden mit dem Ministerium, ein weiteres derartiges Treffen fand gestern statt. "Wir wollen aber diese Mitarbeitervertretung in der ÖAW institutionalisieren, nicht nur punktuell, sondern ständig", wie Monika Mokre von der Plattform "Rettet die Österreichische Akademie der Wissenschaften" erklärte. Sie vermutet, dass "es durchaus noch Spielraum gibt - bei der Umsetzung innerhalb der Akademie und hoffentlich auch von budgetärer Seite".

Den Bundespräsidenten, per Gesetz oberster Schirmherr der Akademie, wollen die ÖAW-Mitarbeiter bitten, sich für "eine nachhaltige Finanzierung der Forschung im Allgemeinen und den Schutz der Akademie im Besonderen einzusetzen", so Mokre. Sie hoffe auch darauf, dass Fischer eine Enquete über die allgemeine Situation der ÖAW anregt.

Die Petition appelliert an die politisch Verantwortlichen, "die zahlreichen Deklarationen umzusetzen, in denen Forschung als der wichtigste Zukunftsfaktor unseres Landes bezeichnet wird, sowie für die langfristige Absicherung und den Ausbau der Forschung zu sorgen". "Österreich hat nicht viele andere Rohstoffe neben Wissenschaft und Kultur", sagt Wolfgang Mueller, einer der Initiatoren der Petition. Durch die faktische Kürzung des ÖAW-Budgets werde man viel zerstören, aber das Staatsbudget nicht sanieren. Mit zehn Millionen Euro könne man gerade einen Kilometer Autobahn finanzieren. (APA, kri/DER STANDARD, Printausgabe, 18.01.2012)