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Unternehmen wie IBM, Atos und Volkswagen kehren E-Mail langsam den Rücken

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Social Networks und Medien wie Facebook, Twitter und Google+ haben massiv Einzug in die Unternehmenskommunikation gehalten. Eine Facebook-Seite ist für viele Firmen fixer Bestandteil der öffentlichen Kommunikation geworden. Und auch intern setzen sich neue Kommunikationswege stärker durch. Auf der Abschussliste ganz oben steht dabei die E-Mail. Firmen wie IBM, Volkswagen oder Atos Origin haben dem elektronischen Brief den Kampf angesagt.

E-Mail-Diät seit 2008

Bei IBM propagiert Luis Suarez einen Arbeitsalltag mit weniger E-Mails. Seit 2008 schreibt er selbst so gut wie gar keine Mails mehr, hat er Wired verraten. Zwar überprüft er seine Inbox noch täglich, der Großteil der Kommunikation spielt sich für ihn jedoch über Google+, Twitter und IBMs internes Netzwerk Connections ab. Nur in Ausnahmefällen, für heikle Themen, nutzt er noch E-Mail.

Weniger Bearbeitungszeit, mehr Transparenz

Öffentlich oder zumindest Unternehmens-intern für alle sichtbar zu kommunizieren, habe laut Suarez mehrere Vorteile. Einerseits verkürze es die Zeit, die man mit dem Beantworten von Fragen verbringe, wenn Kollegen früher auf eine öffentlich gestellte Frage reagieren. Andererseits fördere es Transparenz und Vertrauen, wenn es die "strategische BCC" wegfalle. Denn E-Mails würden oft auch gegen andere Mitarbeiter eingesetzt, meint der Social Networking-Experte.

E-Mail-Reduktion zur Priorität erklärt

Der Ansatz des IBM-Experten mag für alle, die E-Mail im Alltag als unverzichtbar ansehen, radikal klingen. Er ist damit jedoch nicht alleine. Suarez' Beispiel würden bei IBM mittlerweile auch mehrere Mitarbeiter folgen, bestätigt IBM-Managerin Juliana Leong. Die Reduzierung von E-Mail-Nachrichten sei 2012 für ihre Abteilung zu einer Priorität erklärt worden. Und so hat sich die neue IBM-CEO Ginni Rometty Anfang Jänner auch nicht per E-Mail an ihre Mitarbeiter gewandt, sondern ein Video auf Connections veröffentlicht.

Weniger Mails bei Volkswagen und Atos

Auch bei anderen Unternehmen hat man erkannt, dass E-Mail zumindest nicht in allen Fällen mehr zeitgemäß ist. IT-Dienstleister Atos Origin hat 2011 angekündigt, bis 2014 von E-Mail auf eine Art Facebook für Firmen umsteigen zu wollen. Volkswagen will einige seiner Mitarbeiter in der freien Zeit von der Nachrichtenflut verschonen und E-Mails eine halbe Stunde nach Feierabend nicht mehr auf ihre Blackberrys weiterleiten.

Bis zu 20 Stunden pro Woche

Statistiken, wie viel Zeit in Unternehmen mit dem Durchforsten und Beantworten der täglichen E-Mail-Flut verbracht wird, gibt es inzwischen auch zu genüge, um die Pläne der Unternehmen zu untermauern. Laut Atos- Chef Thierry Breton erhalten seine Mitarbeiter durchschnittlich 200 Mails am Tag, ein Fünftel davon sei jedoch Spam. Pro Woche würden Manager so zwischen fünf und 20 Stunden mit dem Lesen und Beantworten von E-Mails verbringen. Luis Suarez benötige nach seiner E-Mail-Diät dafür nur mehr zwei Minuten pro Tag.

"E-Mail ist veraltet"

Einer Untersuchung von Facebooks Mobile Group zufolge würden 80 Prozent der Mails zudem mit sinnlosen Betreffzeilen wie "Hi" verschickt. "Die Betreffzeile ist veraltet. Die Wahrheit ist, E-Mail ist veraltet", lautet die Conclusio für Facebook-Managerin Molly Graham. (red)