Der Musikmarkt in Deutschland ist im vergangenen Jahr erstmals seit 1997 nicht geschrumpft. Das teilten der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) und das Marktforschungsunternehmen Media Control am Dienstag auf Basis vorläufiger Zahlen mit. Während digitale Downloads im Internet deutlich zulegten (plus 28,8 Prozent), gab es bei den CDs nur einen leichten Rückgang (minus 2,2 Prozent). Besonders beliebt war Musik aus Deutschland.

"Für eine Trendwende ist es noch zu früh. Es zeigt aber, dass sich Innovationen auszahlen und dass die Produkte massiv nachgefragt sind."

Der Vorstandsvorsitzende des BMVI, Dieter Gorny, sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Für eine Trendwende ist es noch zu früh. Es zeigt aber, dass sich Innovationen auszahlen und dass die Produkte massiv nachgefragt sind." Bei allem Erfolg dürfe nicht vergessen werden, dass sich das Marktvolumen in den vergangenen Jahren nahezu halbiert habe. Nach wie vor bilden CDs das Rückgrat der Branche mit einem Umsatzanteil von rund drei Vierteln. Dabei waren insbesondere deutsche Künstler gefragt (minus 0,6 Prozent), während internationale Produktionen um 5,3 Prozent zurückgingen. Vinyl-Schallplatten setzen ihren Erfolg mit plus 18,5 Prozent fort, spielen aber insgesamt kaum eine Rolle.

Immer wichtiger wird hingegen der digitale Vertriebskanal: In Bezug auf den Anstieg um rund 28,8 Prozent sprach Florian Drücke, Geschäftsführer des BMVI, in einer Pressemitteilung von einer erfolgreichen Diversifizierungsstrategie im Musikvertrieb, "vom Vinyl bis zur Cloud". Und auch Gorny betonte: "Es ist bequemer geworden, Musik im Internet zu kaufen und wir alle kennen uns besser aus, so dass es bei den digitalen Downloads fast eine Explosion der Zahlen gibt."

Warnsystem für illegale Nutzer

Für das kommende Jahr erhofft sich der Vorstandsvorsitzende sogar ein Wachstum. "Das geht allerdings nur, wenn Kultur-, Wirtschafts- und Netzpolitik an einem Strang ziehen und die Rahmenbedingungen für Wachstum schaffen. Wir brauchen beim Urheberrecht klare Regelungen, wie zum Beispiel ein Warnsystem für illegale Nutzer im Internet." Die Netzpiraterie bleibe trotz der markanten Steigerungen ein ernstes Problem.

Den Gesamtumsatz der Branche gibt der Verband erst später bekannt, da die Zahlen für das Streaming-Geschäft noch nicht vorliegen - hier wird Musik wie beim Radio über Internet abgespielt, ohne dass eine Speichermöglichkeit vorgesehen ist. 2010 erreichte der Umsatz der Branche 1,49 Milliarden Euro; davon entfielen 17,5 Prozent auf digitale Vertriebswege. Entsprechende Zahlen für den österreichischen Musikmarkt liegen bis dato noch nicht vor. (APA)