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Der Protest geht an die Führungskompetenz und -autorität des Chefs.

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Ein Generaldirektor eines Milliardenunternehmens, gegen dessen Personalpolitik ein Viertel der Belegschaft bzw. zwei Drittel der Mitarbeiter in der Kreativproduktion bzw. rund 80 Prozent der Markenträger protestieren, hat ein Problem. Gegen Alexander Wrabetz und seine Polit-Deals protestieren 1316 Redakteure und Redakteurinnen sowie 55 Mitarbeiter des Aktuellen Dienstes und ein Dutzend "Markenköpfe" des ORF in einem Video auf Youtube. Das geht an die Führungskompetenz und -autorität des Chefs.

Die Regierung ist abgelenkt, weil ihr gerade die dumpfe Selbstgefälligkeit unterm Hintern weggezogen wurde. Aber eines ist klar: Die ORF-Mitarbeiter sind die Ersten in diesem Land, die das breite Unbehagen organisiert artikulieren. Sie haben genug von diesen vollkommen verfilzten, geistig korrumpierten, kleinkarierten Zuständen, von Inkompetenz und Anmaßung im Doppelpack, von diesen grauen Betonschädeln ebenso wie von den gelackten Jungkarrieristen, von dieser abgefeimten Dummschläue, die nur die Hilflosigkeit angesichts einer Krise sowohl des Wohlstands wie der politischen Stabilität kaschiert, von Leuten, die glauben, es sei Staatskunst, als bezahlte Anzeige aus dem ORF und/oder den Krawallzeitungen zu grinsen.

Der anschwellende Aufstand der ORFler ist ohne Beispiel; er ist - vielleicht - ein Anfang: ein Zeichen, dass wir so nicht weitermachen können, im ORF wie im ganzen politischen System. (DER STANDARD, Printausgabe, 17.1.2012)