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Hundedarsteller Uggie wachte über die Golden Globes für "The Artist".

Foto: EPA/Buck

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Die Menschendarsteller: Meryl Streep nahm ihre Ehrung für "The Iron Lady" entgegen und

Foto: REUTERS/Lucy Nicholson

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... George Clooney für "The Descendants".

Foto: Mark J. Terrill/AP

Los Angeles - Am Ende stahl ein drahtiger Vierbeiner seinen zweibeinigen Kollegen beinahe die Show: Uggie the Dog, Jack-Russell-Terrier und vielbeschäftigter Hundedarsteller beim Film, avancierte zum Lieblingsmotiv der Fotografen, und seine Einlagen auf der Bühne sorgten nicht nur bei der Delegation von The Artist sichtlich für Entspannung.

2012 schien Sonntagabend bei der 69. Verleihung der Golden Globes überhaupt das heimliche Jahr des Hundes zu werden: Christopher Plummer dankte als bester Nebendarsteller und erster Geehrter des Abends auch seinem vierbeinigen Ko-Star aus Beginners. Steven Spielberg nahm für Die Abenteuer von Tim und Struppi den Preis für den besten Animationsfilm entgegen. Und Sidney Poitier erinnerte in seiner weihevollen Laudatio auf Cecil-B.-DeMille-Preisträger Morgan Freeman ans alte Hollywood, inklusive Filmhundeveteran RinTinTin.

Im Hollywood jener Zeit - 1927, kurz vor Beginn der Tonfilmära - hat Regisseur Michel Hazanavicius The Artist angesiedelt, der seit der Premiere 2011 in Cannes schon eine Erfolgsgeschichte hingelegt hat. Bei den Globes konnte die sechsfach nominierte französisch-belgische Koproduktion neben dem Preis für den besten Film in der Sparte Komödie auch noch die Trophäen für besten Darsteller und beste Filmmusik verbuchen.

Als zweiter klarer Favorit entpuppte sich The Descendants: Alexander Paynes melancholisches Familiendrama wurde zum Abschluss des Abends in der gewichtigen Kategorie Bester Film / Drama prämiert. George Clooney, der darin sein Leben und sein Verhältnis zu seinen Töchtern neu ordnen muss, hatte dafür bereits den Darstellerpreis erhalten.

The Descendants ist in diesem Golden-Globe-Jahrgang insofern eine Ausnahme, als so gut wie alle anderen Filmpreise an Produktionen mit realen oder fiktiven historischen Inhalten gingen: Dass Meryl Streep für ihre Anverwandlung der Iron Lady Margaret Thatcher geehrt wurde, war dabei wenig überraschend. Erstaunlicher schon der Regiepreis an Martin Scorsese für sein nostalgisches 3-D-Abenteuer Hugo Cabret oder die Auszeichnung des - abwesenden - Woody Allen als bester Autor für Midnight in Paris.

Die Tendenz zur Rückschau und zum Rückzug aus der Gegenwart hat wohl auch mit dem heimlichen Sieger dieser Globes zu tun. US-Produzent Harvey Weinstein zeichnet nicht nur als US-Verleiher für The Artist verantwortlich. Mit Auszeichnungen an drei weitere Projekte, die seine Firma betreut, My Week With Marilyn, Madonnas W. E. und The Iron Lady, kam er auf sechs Preise.

Madonna, für den besten Filmsong gewürdigt, verlieh dem nicht zuletzt für seine unerbittlichen Eingriffe berühmt gewordenen Weinstein in ihrer Danksagung den Spitznamen "the Punisher" - in Abwandlungen wurde dies dann den Abend über weitergetragen. Und Weinstein, der im Vorjahr mit The King's Speech Filmpreise am laufenden Band einheimste, wird über solche und ähnliche Witze wahrscheinlich auch während der Oscar-Gala Ende Februar lachen dürfen.

Schwächelnder Moderator

Dort erwartet man heuer hoffnungsvoll das Comeback von Billy Crystal als Moderator. Der britische Komiker Ricky Gervais hingegen wird sich von der Gastgeber-Rolle bei der Globes-Gala mit seinem Auftritt möglicherweise verabschiedet haben. Seine Begrüßung, die ihm im Vorjahr heftige Kritik, der Veranstaltung aber auch gute Quoten eingebracht hatte, wollte diesmal nur bedingt zünden. Im besten Fall zeitigten Gervais' untergriffige Ansagen die weitaus lustigeren Reaktionen seiner Bühnenkolleginnen. Hauptsächlich meinte man jedoch bei den Schnitten ins Auditorium leichte Genervtheit zu erkennen.

Die Oscar-Nominierungen werden am 24. Jänner veröffentlicht. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen von The Descendants und The Artist wird allgemein erwartet. Ein weiterer Favorit: Der iranische Filmemacher Asghar Farhadi, der ausgerechnet von Madonna den Golden Globe für den besten fremdsprachigen Film überreicht bekam, gilt mit Nader und Simin auch als aussichtsreicher Kandidat für den Auslands-Oscar. (Isabella Reicher, DER STANDARD/Printausgabe 17.1.2012)