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Gregor Schlierenzauer nahm sein Missgeschick ritterlich.

Foto: AP/Zak

Bad Mitterndorf / Tauplitz - Mit groben Wetterproblemen hatte es begonnen, das zum Springer-Weltcup zählende Skiflug-Wochenende auf dem Kulm zu Bad Mitterndorf / Tauplitz. Mit einem groben Materialproblem hat es geendet. Nachdem am Freitag und Samstag die Flugsicherheit wegen Schneefalls und böigen Windes nicht gegeben gewesen war, wurde die Veranstaltung zur Gänze am Sonntag abgewickelt - mit einem Bewerb in einem und einem Bewerb in zwei Durchgängen.

Das Präludium gewann der Slowene Robert Kranjec mit einem Flug auf 206 Meter vor dem Kärntner Thomas Morgenstern (200,5), dem sein erst zweiter einschlägiger Sieg nach Harrachov im Vorjahr um 5,7 Punkte verwehrt blieb. Die Stunde des Vormittagsdritten, des Norwegers Anders Bardal, schlug dann auf kuriose Weise am Nachmittag.

In der quasi vollwertigen Konkurrenz vor mehr als 40.000 Zusehern standen die Zeichen ganz auf den zwölften einschlägigen Triumph im 24. Versuch des Primus der Fliegerei, des Stubaiers Gregor Schlierenzauer. Nach dem ersten Durchgang noch Zweiter hinter Daiki Ito, schickte sich der 22-Jährige im Finale an, dem Japaner Unübertreffliches vorzulegen, als der Reißverschluss seines Anzugs bei der Kontrolle der Bindung aufplatzte. Die Notreparatur am Turm gelang nicht, der Reißverschluss öffnete sich während des Fluges auf 186 Meter, der locker zum Sieg ausgereicht hätte, erneut. Dem Kärntner Sepp Gratzer, dem prinzipiell gütigen Chef der Materialkontrolle, blieb gar nichts anderes übrig, als Schlierenzauer zu disqualifizieren. Der Norweger Bardal, der Ito ebenfalls überflügelt hatte, erbte den Sieg am Kulm.

Schlierenzauer, der mit einem Erfolg die Weltcupführung von seinem Landmann und Trainingskollegen Andreas Kofler übernommen hätte, bewies durch gelassene Reaktion seinen Reifegrad. "So etwas kommt alle heiligen Zeiten vor, kann aber passieren. Es hat keinen Sinn, diesem Sieg hinterherzutrauern. Ich hatte zwei sehr gute Flüge", sagte der Tiroler, der auf Österreichs weitaus größtem Bakken bereits dreimal (zweimal 2009 sowie einmal 2010) gewinnen konnte.

Ab Donnerstag wird in Zakopane eher gesprungen als geflogen. In Polen stehen am Wochenende zwei Weltcupkonkurrenzen auf dem Programm, Schlierenzauer wird dafür neu eingekleidet. (lü, DER STANDARD Printausgabe, 16. Jänner 2012)