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Die Kollision mit einem Felsen riss ein 50 Meter langes Leck in den Rumpf.

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Vor der Küste der Toskana lief die "Costa Concordia" auf Grund.

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Am Tag nach dem Schiffsunglück befürchtet die Küstenwache einen vollständigen Untergang der "Costa Concordia".

 

 

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Das Kreuzfahrtschiff befinde sich derzeit an einer 30 Meter tiefen Stelle und könnte weiter abrutschen.

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Das südkoreanische Paar kurz nach der Rettung.

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Rom - Am Tag nach dem schweren Schiffsunglück vor der Küste der Toskana ist ein weiterer Überlebender im Wrack der "Costa Concordia" gefunden worden. Dies berichtete ein Sprecher der Feuerwehr. Der italienische Bordkommissar Marrico Giampetroni wurde nach 36 Stunden aus dem Wrack des Schiffs geborgen und mit einem gebrochenem Bein ins Spital eingeliefert. Sein Zustand ist nicht besorgniserregend, berichteten italienische Medien.

Er wurde von den Rettungsmannschaften aus dem Schiff geholt und mit dem Hubschrauber aufs Festland gebracht. "Ein riesiger Alptraum ist zu Ende gegangen. Ich habe schreckliche Stunden erlebt, doch ich habe stets auf die Rettung gehofft", sagte der Bordkommissar.

Ein Paar aus Südkorea konnte in der Nacht lebend aus einem der unteren Decks des Schiffs gerettet werden, wie die italienische Nachrichtenagentur ANSA berichtete. Die Feuerwehr versuche, jede Kabine des Luxusliners zu erreichen, und habe zunächst nur aus der Entfernung mit den beiden 29-Jährigen sprechen können. Später seien Helfer jedoch in die Kabine vorgedrungen und hätten das frisch verheiratete Paar im Schiffsrumpf geborgen, hieß es. Die beiden seien wohlauf.15 Personen werden noch gesucht.

Küstenwache fürchtet Untergang des Wracks

Am Tag nach dem Schiffsunglück befürchtet die Küstenwache einen vollständigen Untergang der "Costa Concordia". Das Kreuzfahrtschiff befinde sich derzeit an einer 30 Meter tiefen Stelle, könne aber in tieferes Gewässer abrutschen und vollständig sinken, sagte ein Sprecher in der Nacht zum Sonntag.

Rettungsteams suchen nach weiteren Personen, die sich im Wrack befinden könnten. Geräusche kamen aus der Brücke 3 der "Costa Concordia", was als Hinweis gilt, dass sich noch weitere Personen im Schiff befinden könnten. Die Suchaktion gestaltet sich wegen der Position des auf der Seite liegenden Schiffes als besonders schwierig. Außerdem hätten sich die Bedingungen verschlechtert, berichteten italienische Medien.

Auch erster Offizier festgenommen

Neben Schiffskapitän Francesco Schettino wurde auch der erste Offizier Ciro Ambrosio festgenommen worden. Beiden wird schweres Fehlverhalten vorgeworfen. Sie hätten das Schiff lange vor Abschluss der Evakuierungsaktion verlassen, sagte Staatsanwalt Francesco Verusio. Nach einigen Berichten war Schettino schon fünf Stunden vor Ende der Evakuierungsaktion an Land. Der Kapitän behauptete jedoch, er habe als letzter das Schiff verlassen.

Schettino machte eine fehlerhafte Seekarte für das Unglück verantwortlich. Bewohner der Insel Giglio, vor der sich das Unglück ereignete, behaupteten dagegen, das Kreuzfahrtschiff sei viel zu nah beim Ufer gefahren und habe einen Felsen gerammt.

Mindestens drei Menschen gestorben

Bei dem Schiffsunglück sind mindestens drei Menschen ums Leben gekommen: Die Opfer sind zwei französische Touristen und ein peruanischer Matrose. Das teilten die toskanischen Behörden mit. Die Leichen befinden sich im Krankenhaus der toskanischen Badeortschaft Orbetello. 14 Personen wurden verletzt, zwei davon schwer. Die "Costa Concordia" mit mehr als 4.200 Menschen an Bord, darunter 74 Österreicher, war am späten Freitagabend aus noch ungeklärter Ursache zwischen der Insel Giglio und der Toskana auf Grund gelaufen.

Ein Koch aus Bangladesch wurde schwer verletzt: Der Mann wurde an der Wirbelsäule operiert, sein Zustand ist besorgniserregend, teilten die Ärzte mit. Inzwischen sinkt die Zahl der Passagiere, von denen Informationen fehlen. Vier Amerikaner, die als vermisst galten, wurden wohlbehalten gefunden. Die meisten Passagiere haben inzwischen die toskanische Ortschaft Porto Santo Stefano verlassen, in der sie versorgt worden waren, um die Heimreise anzutreten.

Kapitän festgenommen

Der Kapitän des Kreuzfahrtschiffs ist festgenommen worden. Das berichteten mehrere italienische Medien am Samstagabend. Die italienische Tageszeitung "Corriere della Sera" zitierte einen Vertreter der Staatsanwaltschaft der Provinz Grosseto, wonach die Entscheidung nach einem mehrstündigen Verhör erfolgt sei.

Der inhaftierte Kapitän muss sich nach Medienberichten möglicherweise wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Ihm werde zudem der Untergang der "Costa Concordia" zu Lasten gelegt sowie vorgeworfen, das Schiff verlassen zu haben, bevor alle Passagiere gerettet worden seien, berichteten italienische Medien am Samstag. Diese Vorwürfe würden auch dem ersten Offizier Ciro Ambrosio gemacht.

Der Staatsanwalt von Grosseto, Francesco Verusio, erklärte vor Journalisten, der Kapitän Francesco Schettino habe sich mit dem Luxusliner "Costa Concordia" "sehr ungeschickt" der Insel Giglio genähert und einen Felsen gerammt, der sich in die linke Seite des Schiffs gebohrt habe. Dadurch sei das Schiff auf die Seite gekippt, innerhalb von "zwei, drei Minuten" sei eine riesige Menge Wasser durch den 70 bis 100 Meter langen Riss eingedrungen.

Ermittlungen laufen

Ein menschlicher Fehler oder ein Defekt des elektronischen Systems sind laut Experten die wahrscheinlichsten Ursachen des Unglücks. "Es bestehen keine Zweifel, dass das Schiff gegen einen Felsen gestoßen ist. Man muss jetzt feststellen warum. Es kann sich um einen menschlichen Fehler oder auch um einen Defekt der elektronischen Geräte gehandelt haben", sagte ein Experte, der die Costa Concordia aus der Nähe überprüfen konnte. Fachleute vermuten, dass sich das Schiff zu stark der Insel Giglio genähert habe. Das Schiff hätte fünf Seemeilen von der Inselküste entfernt fahren müssen, doch bis dorthin war es nur eine Meile. Die Staatsanwaltschaft von Grosseto hat Ermittlungen in die Wege geleitet. Laut der Hafenbehörde von Livorno könnte ein technischer Defekt das Unglück verursacht haben.

Kontakt zu allen 77 Österreichern

20 österreichische Passagiere, die sich an Bord des vor der Toskana verunglückten Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia befanden, sind in der Nacht mit einem Bus in Innsbruck angekommen. "Sie waren müde und heilfroh, wieder in Österreich zu sein", schilderte Stefan Bracher, Kommunikations- und Marketingchef von Eurotours, exklusiver Reiseveranstalter von Hofer-Reisen, bei dem die Österreicher die Kreuzfahrt gebucht hatten.

"Wir haben mit 76 der 77 Österreicher an Bord (der "Costa Concordia", Anm.) direkt oder indirekt Kontakt gehabt. Es waren 74 Österreicher als Passagiere und drei als Besatzungsmitglieder auf dem Schiff. Zu einem Mann, der nicht in Österreich lebt, haben wir noch keinen Kontakt gehabt. Da aber keine Angehörigen oder Freunde angerufen haben, nehmen wir an, dass er sich selbst bei Angehörigen gemeldet hat." - So fasste der Sprecher des Außenministeriums, Peter Launsky-Tieffenthal, Samstagabend die Situation der Geretteten aus Österreich zusammen. Mittlerweile konnte auch zu diesem Passagier der Kontakt hergestellt werden. Zu den Touristen, die an Bord gewesen waren, zählte auch der Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden. Er blieb unverletzt.

Schaden kritisiert Evakuierungsmaßnahmen

"Es gab eine heftige Erschütterung. Es war das typische Geräusch, wenn Stahl sich verbiegt und reißt", beschreibt Schaden. Das Licht an Bord sei ausgefallen, zuerst in den Kabinen, dann auf den Gängen. Die Informationen an die verunsicherten Passagiere waren zunächst "eigenartig", sagte Schaden. Es habe geheißen, man solle sich keine Sorgen machen. Es gebe ein Problem mit dem Aggregat und deshalb einen Stromausfall. Doch bald sei klar geworden, dass es einen Unfall gegeben habe. "Das Schiff hat begonnen, sich zu neigen, zuerst sehr langsam, dann immer schneller", erzählte Schaden am Mobiltelefon.

Durch die unklaren Informationen wäre wertvolle Zeit bei der Evakuierung vergangen, kritisierte er. Familien seien mit ihren Kindern auf den Gängen gestanden, andere wären in der Bar geblieben und hätten abgewartet. "Es gab keine organisierte Evakuierung", sagte Schaden. Die Passagiere seien, als sich das Schiff immer mehr neigte, von sich aus auf das Deck mit den Rettungsbooten gegangen. Doch dort habe es immer wieder Verzögerungen beim Einsteigen gegeben, alles wäre sehr unorganisiert gewesen. Die oberen Chargen hätten sich nicht blicken lassen.

Die meisten Leute hätten Ruhe bewahrt und akzeptiert, dass Familien mit Kindern und ältere Personen zuerst in die Rettungsboote einstiegen. "Panik gab es keine", beschrieb Schaden die Stimmung an Bord. Die Rettungskette wäre "mehr als dürftig" gewesen. "Es war ein Glück, dass der Hafen so nahe war und es kaum Wind und Wellengang gab", sagte der Salzburger Bürgermeister. Unruhe wäre erst aufgekommen, als klar war, dass die unteren beiden Decks der Gästekabinen unter Wasser standen. "Es war auch für Laien erkennbar, dass große Gefahr für das Schiff besteht."

Österreicher nach Hause unterwegs

50 der insgesamt 74 österreichische Passagiere, die sich an Bord des vor der Toskana verunglückten Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia befanden, haben an Bord eines Busses die ligurische Hafenstadt Savona verlassen und sind in Richtung Österreich unterwegs. Dies teilte Stefan Bracher, Kommunikations- und Marketingschef von Eurotours, exklusiver Reiseveranstalter von Hofer-Reisen, bei dem die 50 Österreicher die Kreuzfahrt reserviert hatten.

Um 80 Grad geneigt

Auf der linken Seite des Schiffes klaffte ein etwa 70 Meter langer Riss. Das Schiff habe schwere Schlagseite und sich um 80 Grad nach Steuerbord geneigt, berichteten die Hafenbehörden. Augenzeugen vermuteten, dass es einen Felsen gerammt habe, so Zeugen. Das Schiff war zuvor nach Angaben des Betreibers, der Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere, in Civitavecchia nahe Rom zu einer Mittelmeerkreuzfahrt aufgebrochen und sollte nach Palermo, Cagliari, Palma de Mallorca, Barcelona und Marseille fahren. An der Rettung der Passagiere und der Besatzung beteiligten sich mehrere andere Schiffe, die in der Region unterwegs gewesen seien.

An Bord befanden sich rund 3.200 Passagiere, die meisten davon Ausländer, und etwa 1.000 Mitarbeiter des Schiffs. Die Heimkehr der Österreicher wird von Costa Crociere organisiert. Die Gesellschaft unterstützte die vielen Passagiere, die beim Unglück Dokumente und Gepäck verloren haben. Hunderte ausländische Passagiere, die unversehrt die Tragödie überlebten, wurden zum römischen Flughafen Fiumicino gebracht.

Warnung vor Umweltschäden

Experten warnen inzwischen vor der Gefahr von Umweltschäden. Im Schiff befänden sich noch große Mengen Treibstoff. "Es wird bis zwei Wochen lang dauern, bis dieser aus dem Schiff entfernt ist", warnte ein niederländischer Experte nach Angaben italienischer Medien.

Der italienische Umweltminister Corrado Clini meinte, nach dem Unglück müsse man die Routen der Kreuzfahrtschiffe überdenken. Man dürfe nicht mehr zulassen, dass riesige Schiffe sich Mittelmeerperlen, wie der Insel Giglio, nähern.

"Costa Concordia"

Die "Costa Concordia" gehört nach Angaben des Eigners zu den neuesten und größten Kreuzfahrtschiffen, die derzeit auf den Meeren unterwegs sind. Sie wurde 2006 gebaut und bietet in 1.500 Kabinen Platz für 3780 Passagiere. Betreiber ist das italienische Kreuzfahrtunternehmen Costa Crociere mit Sitz in Genua. Das Schiff misst 290 Meter und ist gut 35 Meter breit. Es schafft bei 114.500 Bruttoregistertonnen eine maximale Geschwindigkeit von 23 Knoten (rund 43 Stundenkilometer). 1.100 Besatzungsmitglieder kümmern sich um die Gäste. An Bord befinden sich auf 17 Decks neben fünf Restaurants auch ein Theater, ein Kino sowie Clubs und Diskotheken.(red/APA/AFP)