Für Wiens Verkehrsstadträtin Vassilakou ist es denkbar, dass die Stadt Garagenplätze anmietet und den Anrainern zu einem günstigeren Preis zur Verfügung stellt.

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Wien - Sie hätten der grünen Idee der Anrainer-Parkplätze nur zugestimmt, weil die Umsetzung in drei Bezirken unterschiedlicher Couleur getestet wird, erklärt SP-Verkehrssprecher Karlheinz Hora. Im März soll das Pilotprojekt in Mariahilf, Neubau und Josefstadt starten. Zehn Prozent der Parkplätze werden künftig ausschließlich Anrainern zur Verfügung stehen. Allerdings nicht für Zweiräder - was Horas Ansicht nach zu juristischen Problemen führen könnte: "Eine Klage kann die ganze Verordnung kippen lassen."

Extra Motorrad-Parkplätze

Dem will die grüne Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou vorgreifen und schlägt extra Motorradstellplätze in den überparkten Bezirken vor. Überhaupt sei das Anrainer-Parken eine Ultima Ratio für das Stellplatzproblem. "Aber bei 200.000 Pendler-Autos, die täglich nach Wien reinfahren, müssen wir andere Wege gehen." Deshalb wird seit einiger Zeit die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung auch auf Teile der äußeren Gürtelbezirke diskutiert.

Aktuell sind 120.000 Stellplätze in den Bezirken 1 bis 9, 20 und Teilen des 15. gebührenpflichtig. Als die Parkraumbewirtschaftung, beginnend mit 1975, schrittweise in den Innenbezirken eingeführt wurde, verringerte sich die abendliche Auslastung im 7., 8. und 9. Bezirk um zwanzig Prozent. An den Vormittagen sank sie von durchschnittlich 100 auf 70 Prozent. 85 Prozent gelten im Übrigen als "Vollauslastung", der Rest setzt sich aus Falschparkern zusammen, die ebenfalls um 78 Prozent in den parkraumbewirtschafteten Zonen zurückgegangen sind.

Stellplatzdruck in Außenbezirken

Warum also braucht es die neuen verkehrspolitischen Maßnahmen? Zum einen hat sich der Stellplatzdruck durch Pendler-Parker und Innenbezirk-Flüchtlinge in die Außenbezirke 12 bis 18 verlagert. Die Summe der hier geparkten Fahrzeuge ohne Wiener Kennzeichen beläuft sich laut einer Studie der Stadt Wien auf rund ein Drittel. Zum anderen, so Vassilakou, dürfe das Auto nicht das (Stadt-)Leben dominieren.

Im Gegenzug werden mit den Einnahmen aus der Parkraumbewirtschaftung - so sieht es das Wiener Parkometergesetz vor - der Ausbau der Öffis und Garagen vorangetrieben. Die Stadt fördert vor allem die Errichtung von Wohnsammelgaragen, die zum Teil leerstehen. Eine Strategiegruppe soll nun über eine Fortsetzung der Subvention beraten.

Für Vassilakou ist es ebenso denkbar, dass die Stadt Garagenplätze anmietet und den Anrainern zu einem günstigeren Preis zur Verfügung stellt. "Wir prüfen diese Möglichkeit gründlich - schließlich wollen wir keinen Preiswahnsinn entfachen." (Julia Herrnböck, DER STANDARD, Printausgabe, 13.1.2012)