Die Erweiterungsseite bietet auch einen Blick auf bereits installiertn Erweiterungen und die Möglichkeit diese zu deaktivieren oder auch gleich ganz zu entfernen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

In der Detailansicht wird unübersehbar davor gewarnt, wenn eine Erweiterung mit der eingesetzten GNOME-Shell-Version nicht kompatibel ist. Zudem informiert die Seite über die Verfügbarkeit einer neueren Version einer Erweiterung, einen Auto-Update-Mechanismus gibt es allerdings noch nicht.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Die derzeit beliebteste aller Erweiterungen ist denkbar simpel: Sie fügt dem Status-Menü einen "Shutdown"-Eintrag hinzu.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Wer will kann sich mit der Hilfe von mehreren Erweiterungen einen GNOME2-ähnlichen Desktop basteln.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Mit dem Advanced Calculator kann der Shell-Suche das Rechnen beigebracht werden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Ebenfalls möglich: Eine Coverflow-Ansicht für Alt-Tab, wie sie manche von Compiz her kennen werden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Das Dock behält die wichtigsten Anwendungen immer im Blickfeld.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Auf Zeitgeist basiert die Journal-Ansicht für die Shell-Overview.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Jump-Lists für die GNOME Shell - ebenfalls auf Zeitgeist basierend implementiert.

Screenshot: Andreas Proschofsky

gTile erlaubt die bequeme Anordnung mehrerer Fenster anhand eines Rasters.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Der Connection Manager bietet den schnellen Zugriff auf SSH/Telnet-Verbindungen aus dem Panel der GNOME Shell.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Die "Music Integration" passt sich auf Wunsch ins Panel ein - und arbeitet mit einer breiten Palette von Musik-Playern zusammen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Umfangreich Einstelloptionen bietet der system-monitor, hierfür ist allerdings wahlweise GNOME 3.3/3.4 oder die systemweite Installation der Erweiterung vonnöten.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Ein ganzes zusätzliches Feld eröffnen die User Themes für die GNOME Shell, einige davon sind bei Deviant Art gelistet.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Ein Vorwurf begleitet den Linux-Desktop GNOME spätestens seit der Veröffentlichung der Version 2.0 im Juni 2002: Einstellungsmöglichkeiten würden immer weiter versteckt, wer seinen Desktop gern nach Belieben anpassen möchte, tue sich mit GNOME im Verlaufe der Jahre immer schwerer. Ein Vorwurf, der mit dem vergangenen Jahr vorgenommenen Sprung auf die Version 3 wieder frisch aufgeflammt ist, forciert man dort doch ein einheitliches Design für den gesamten Desktop, und hat so manche Option - zumindest rein oberflächlich - aus den Einstellungen entfernt.

Ausbaufähig

Und doch wird eine solche Kritik GNOME3 nicht zur Gänze gerecht, wird dabei doch ein anderer, neuer Bestandteil des Systems übersehen: Über Erweiterungen lässt sich die für die zentrale User Experience zuständig GNOME Shell weitreichend den eigenen Bedürfnissen anpassen - ähnlich wie man es aus der Browser-Welt von Firefox, Chrome und Co. gewohnt ist. Dadurch ergibt sich eine Flexibilität, die weit über das hinausgeht, was bei früheren Generationen des Desktops möglich war.

Vor den Vorhang

Freilich ist ein solches Erweiterungssystem kaum von Wert, wenn niemand davon Kenntnis hat oder die Installation zusätzlicher Funktionalitäten eine Pein ist. Also hat man sich beim GNOME-Projekt hingesetzt und an Konzepten für eine möglichst simple Lösung zur Installation und Administration von Erweiterungen gebastelt. Herausgekommen ist eine offizielle Webanwendung namens "GNOME Extensions", die seit Anfang Dezember online ist, und auf der mittlerweile an die 100 unterschiedliche Erweiterungen verfügbar sind.

Sprachwahl

Diese doch bereits recht ansehnliche Zahl ergibt sich wohl nicht zuletzt daraus, dass man darauf geachtet hat, den Zugang zur GNOME-Shell-Entwicklung möglichst niederschwellig zu gestalten. Als Entwicklungssprache nutzt man Javascript, das Design erfolgt mithilfe von CSS-Parametern - ganz wie man es aus dem Web gewohnt ist.

Im Hintergrund: Ein Plugin.

Die Installation von Erweiterungen aus dem Browser heraus wird durch ein Plugin möglich, welches die GNOME Shell seit der Version 3.2 mitliefert - womit eben diese Version auch als Mindestanforderung an die Nutzung der Erweiterungsseite definiert wäre. Eigentlich sollte die Seite mit allen gängigen Browsern zusammenarbeiten, einige Bugs in dem erwähnten Plugin führen aber dazu, dass der reibungslose Ablauf in der Default-Version der GNOME Shell 3.2 nur mit dem Firefox gewährleistet ist. Webkit-Browser werden erst mit der nächsten GNOME-Version fehlerfrei bedient, so denn die jeweils benutzte Distribution nicht die entsprechenden Patches selbst eingepflegt hat. Dies ist zwar bei einigen Distros bereits der Fall, leider listet man aber nicht bei welchen. Wer sicher gehen will, nutzt also - vorerst - einfach den Firefox für all diese Aufgaben.

Alpha!

Auch sonst sollte nicht übersehen werden, dass über der Seite der Hinweis "Alpha" thront - es sich hier also noch um eine frühe Vorschauversion handelt. So manches ist noch unfertig, anderes wird gar erst mit dem kommenden GNOME 3.4 möglich sein, etwa die automatische Aktualisierung von Erweiterungen. Eine Version auf die auch einige komplexere Erweiterungen warten müssen, erlaubt doch erst diese das Einrichten zusätzlicher Einstellungsschemata ohne Root-Rechte.

Aufbau

Die Seite selbst ist derzeit noch recht spartanisch gehalten, bietet einfach eine nach dem Namen nach sortierte Liste aller verfügbaren Erweiterungen - ganz ohne Such- oder Sortierungsfunktionen (Dazu ein kleiner Trick als Anmerkung: Wer die direkten Links weiß, kann die Erweiterungen auch jetzt schon nach Aktualität und Popularität listen lassen). Dabei werden automatisch all jene Einträge ausgegraut, die mit der aktuell genutzten Shell-Version inkompatibel sind - hier hat man also einen ähnlichen Versionscheck wie beim Firefox eingebaut. Die Detailansicht bietet weitere Informationen zu den einzelnen Erweiterungen, meist auch einen Screenshot, Kommentare und Bewertungen.

Installation

Der wichtigste Bestandteil ist aber wohl der Schalter zur Installation der betreffenden Erweiterung. Einmal angeklickt, folgt eine Sicherheitsabfrage der GNOME Shell, bestätigt man die Installation wird die Erweiterung im Regelfall umgehend aktiviert, in einigen wenigen Fällen kann aber auch ein Neustart der GNOME Shell bzw. ein neuer Login vonnöten sein. Zudem gibt es im Seitenmenü einen Punkt "Installed Extensions", über den nicht nur ein Überblick aller eingerichteten Erweiterungen geboten wird, sondern diese auch wahlweise deaktiviert oder gleich wieder ganz entfernt werden können.

Sicherheitsüberlegungen

Noch ein paar Worte zum zuvor kurz angerissenen Punkt "Sicherheit": Da solche Erweiterungen massive Veränderungen am Desktop vornehmen - und theoretisch natürlich auch zur Spionage genutzt werden - könnten, kommt diesem Bereich besondere Bedeutung zu. Neben der schon erwähnten Abfrage vor der Installation gehört zu den Sicherheitsmaßnahmen, dass das Browser-Plugin nur die Installation direkt von extensions.gnome.org zulässt. Zudem werden alle eingereichten Erweiterungen vor der Freigabe geprüft, um etwaige böswillige Absichten offenzulegen.

Erweiterungsparade

Zeit endlich durch das aktuell verfügbare Angebot zu streifen: Die bislang beliebteste Erweiterung widmet sich einem besonders umstrittenen Thema von GNOME3, dem Verstecken der Shutdown-Funktion hinter dem Alt-Knopf. Von Haus aus wird nur der Suspend-Knopf dargeboten, mit "Alternative Status Menu" lässt sich das wieder ändern. Auch sonst widmet sich ein erklecklicher Teil der Erweiterungen solch kleineren Anpassungen, etwa der Entfernung der Einträge zu Barrierefreiheit oder Bluetooth. Wer will kann auch platzsparend den BenutzerInnennamen oder den - in GNOME 3.2 noch weitgehend brach liegenden - App-Button verschwinden lassen.

GNOME2-Retro

Wer sich so gar nicht vom GNOME2-Desktop-Aufbau verabschieden will, findet ebenfalls Passendes auf der Erweiterungsseite. So kann die Uhr wieder nach rechts verschoben werden, es gibt die Möglichkeit wieder eine fixe Anzahl von Workspaces zu definieren oder Anwendungs-Shortcuts wie von früheren GNOME-Versionen gewohnt im Panel zu platzieren. Wem das noch nicht reicht, der kann den Activities-Knopf der GNOME-Shell in ein GNOME2-artiges Startmenü verwandeln, mit "Alternate Tab" lässt sich das neue Tab-Verhalten von GNOME3, das Anwendungs- statt Fenster-orientiert arbeitet, wieder rückgängig machen. Und wer einmal so weit ist, greift natürlich gleich noch zum "Frippery Bottom Panel", mit dem das altbekannte zweite Panel von GNOME2 ein Comeback feiert, und zwar samt Fenster- und Workspace-Liste.

Dock

Doch der Nutzen der GNOME-Erweiterungen liegt nicht in der Rückkehr zu alten Gewohnheiten allein, es lässt sich natürlich auch ganz neue Funktionalität hinzufügen. So findet sich im aktuellen Erweiterungsangebot ein Dock, das sich von Haus fix am rechten Bildschirmrand positioniert und die wichtigsten - und gerade geöffneten - Anwendungen immer im Blickfeld behält. Die Einträge entsprechen dabei dem, was sonst auch im Activities-Overview zu sehen ist - dort aber eben erst nach dem Wechsel in diese Ansicht.

Zeitgeistiges

Zwei der interessanteren Erweiterungen basieren auf dem auch bei Ubuntu/Unity genutzten Zeitgeist-Framework: So fügt "Journal" eine ebensolches als dritten Punkt neben "Windows" und "Applications" im Shell-Overview hinzu. Hier werden dann die aktuell genutzten Dokumente und Dateien gelistet, fein säuberlich nach ihrer Kategorie getrennt. Darüber hinaus ermöglicht Zeitgeist aber auch "Jump Lists", wie sie beispielsweise von Windows 7 bekannt sind. Dabei werden dem Kontextmenü eines Programms Einträge für die zuletzt damit benutzten oder fix als Favorit gekennzeichneten Dateien hinzugefügt.

Optimale Platzaufteilung

GNOME3 ermöglicht es zwei Fensters einfach nebeneinander auszurichten, "gTile" treibt dies Möglichkeit noch auf die Spitze. Fenster können hier beliebig an einem Raster (von 2x2 bis 6x6) ausgerichtet werden, um auch mehrere davon optimal nebeneinander zu positionieren. Zu Erreichen ist diese Funktionalität dann über einen neuen Eintrag im Systembereich der GNOME Shell. Wer gern einen raschen Zugriff auf die zuletzt benutzten Dateien als fixen Punkt im Panel haben möchte, findet dafür ebenso eine Erweiterung, wie all jene, die lieber an dieser Stelle den Überblick über externe Geräte bewahren wollen oder einen Schnellzugriff auf die wichtigsten Verzeichnisse brauchen.

Aufpoliert

Mit "Coverflow Alt-Tab" lässt sich die Visualisierung des durch den namensgebenden Tastatur-Shortcut ausgelösten Fensterwechsels optisch erheblich aufbohren. Das Ganze sieht dann in etwa so aus, wie beim entsprechenden Compiz-Plugin, also mit voller Voransicht des Fensters. Die Erweiterung ist auch ein guter Beleg dafür, dass sich auch grafisch aufwändigere Sachen durchaus performant auf diesem Weg implementieren lassen. Wer hingegen von all den optischen Spielereien die sprichwörtliche "Schnauze voll" hat, kann mit einer anderen Erweiterung zumindest einen Teil der zugehörigen Animationen deaktivieren.

Berechnend

Der "Advanced Calculator" erlaubt es den GNOME Taschenrechner direkt aus der Shell-Suche heraus zu verwenden. Einfach die entsprechende Abfrage eingeben, das Ergebnis wird als Suchergebnis präsentiert. Das eignet sich übrigens auch besten um mal schnell zwischen Binär, Hex und Co. umzurechnen. Mit dem "Connection Manager" können SSH/Telnet-Verbindungen aus dem Panel heraus initiiert werden, ein andere Erweiterung passt die aktuell anstehenden "Getting Things GNOME!"-Tasks neben dem Kalender der GNOME Shell ein.

Musikalische Highlights

Ambitioniert präsentiert sich die Erweiterung "Music Integration", arbeitet diese doch gleich mit "einer ganzen Reihe von Musikanwendungen - unter anderem Amarok, Banshee und Rhythmbox - zusammen. Einmal installiert, gibt es nicht nur Benachrichtigungen über den Liederwechsel, auch die Steuerung des Musik-Players kann direkt aus der Shell heraus vorgenommen werden. Zudem platziert sich die Erweiterung im Lautstärkenmenü der GNOME Shell, bietet auch and dieser Stelle Steuerelemente und Cover Art dar. Alternativ dazu kann die "Music Integration" einen eigenen Eintrag im Panel einnehmen. Entscheidet man sich für diese Option ist direkt der Name des gerade gehörten Songs im Panel sichtbar, auch lassen sich darunter "Shuffle" und "Repeat" schnell (de-)aktivieren.

GSettings

Der Hinweis auf die Konfigurationsoptionen sollte es eigentlich - siehe die kurze Anmerkung weiter oben - schon verraten haben: Die volle Funktionalität kann die "Music Integration" erst entfalten, wenn auch die die notwendigen Einstellungsschemata vorhanden sind. Deren lokale Installation ist aber erst mit GNOME 3.4 möglich, insofern ist mit dem aktuellen GNOME 3.2 auf diesem Weg nur eine eingeschränkte Nutzung möglich. Zumindest wenn man die offizielle Erweiterungsseite nutzt: Diverse Distributionen haben ja auch einzelne Erweiterungen in ihr Paketangebot aufgenommen, diese werden dann systemweit installiert, können infolge schon unter GNOME 3.2 Einstellungen anbieten.

Überwacht

Die "Music Integration" ist natürlich nicht die einzige Erweiterung, die von diesem "Problem" betroffen ist: So ist etwa der "system-monitor" in seiner vollen Funktionalität GNOME 3.3/3.4 vorbehalten. Dieser zeigt im Panel eine Fülle aktueller Systeminformationen, von der CPU-Auslastung über den Speicherverbrauch bis zu Netzwerkdurchsatz und Disk-Zugriffen. Wer es weniger konfigurierbar braucht, findet auf der GNOME Extensions-Seite eine vergleichsweise "basic" gehaltene Alternative, die auch mit GNOME 3.2 zusammenarbeitet. Lokaler Einstellungsmöglichkeiten bedarf zudem "Auto Move Windows", dieses erlaubt es Anwendungen/Fenster fix einzelnen Workspaces zuzuordnen - fein für all jene, die eine stabile Desktop-Anordnung favorisieren.

Themes

Eine der mächtigsten Erweiterungen muss man unter GNOME 3.2 ebenfalls noch über die Distributionskanäle installieren, und zwar jene, um andere Themes für die GNOME Shell zu nutzen. Auch hier gibt es bereits ein durchaus ansehnliches Angebot, eine zentrale Anlaufstelle fehlt bislang aber noch.

Fazit / tl;dr

Auch wenn GNOME Extensions der Alpha-Status noch unübersehbar anhaftet, und entsprechend also nicht alles immer reibungsfrei funktioniert, zeigt sich doch bereits unübersehbar das im Erweiterungssystem der GNOME Shell ruhende Potential. Gerade für Personen mit recht spezifischen Anforderungen an den Desktop-Alltag oder auch jene, die sich nicht von eingespielten Nutzungsparadigmen verabschieden können bzw. wollen, bieten die Erweiterungen ein echte Chance sich mit GNOME3 anzufreunden. Einige der Erweiterungen weisen aber bereits über diese Einsatzgebiete hinaus, im besten Fall könnten hier eine Art Experimentierfeld für künftige Versionen der GNOME Shell selbst entstehen. (, derStandard.at, 22.01.12)