Franz Vranitzky gibt seinen Diplomatenpass nur unter Protest zurück.

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Nachdem ÖVP-Chef und Außenminister Michael Spindelegger das Aus für Diplomatenpässe von Ex-Politikern angekündigt hat, regt sich aus den Reihen des Koalitionspartners SPÖ Widerstand. In der "Kleinen Zeitung" meint Altkanzler Franz Vranitzky, dass er sich nicht für seinen Diplomatenpass geniere, weil er schließlich viele Jahre für diese Republik gearbeitet habe. Das Dokument betrachte er als "Symbol der Wertschätzung". Er habe jedoch jetzt einen normalen Pass beantragt.

Was Vranitzky besonders ärgert: Wenn er Ex-Regierungschefs wie Bill Clinton, Tony Blair oder Helmut Schmidt treffe, sei er jetzt schon der Einzige ohne staatliches Sicherheitspersonal. Als Insignium der einstigen Kanzlerschaft sei ihm nur der Diplomatenpass geblieben, "damit man im Hotel wenigstens weiß, wer ich bin".

Ähnlich reagiert Karl Blecha, jetziger Vorsitzender des Seniorenrats und ehemaliger SPÖ-Innenminister. Er verweist auf "offizielle Funktionen" als Vorsitzender des Seniorenrats ("als gesetzliche Vertretung den Kammern gleichgestellt") und Ehrenpräsident der EU-Senioren. Außerdem stehe er der Gesellschaft für österreichisch-arabische Beziehungen vor: "In diesem Raum braucht man einen Diplomatenpass."

Angesprochen auf die kritischen Stimmen seines Parteikollegen und jetzigen SPÖ-Bundesgeschäftsführers Günther Kräuter zu Diplomatenpässen sagte Vranitzky: "Kräuter gehört ja auch zum Klub der Ahnungslosen!" (red, derStandard.at, 13.1.2012)