Kairo - Selbst ernannte Religionspolizisten haben im neuen Ägypten dazu aufgerufen, den Menschen das islamische Recht mit Knüppeln einzubläuen. Aus Justizkreisen in Kairo hieß es am Mittwoch, die Anwältin Nura al-Farra habe gegen die Gruppe Klage beim Verwaltungsgericht in Kairo erhoben. Die radikalen Islamisten gefährdeten die öffentliche Sicherheit, begründete sie ihren Schritt. Die von ihnen gegründete Gruppe im sozialen Netzwerk Facebook fordere dazu auf, die "Sharia" (islamisches Recht) notfalls mit Holzknüppeln durchzusetzen.

In den vergangenen Wochen waren in einigen ägyptischen Provinzen bärtige Männer aufgetaucht, die in Friseursalons und Geschäften gegen angeblich "unislamische" Umtriebe wetterten. Sie werden dem Umfeld der Partei des Lichts zugerechnet, die bei der Parlamentswahl etwa 25 Prozent der Stimmen erhalten hatte. Die Partei hat sich von den "Religionspolizisten" jedoch distanziert.

In Ägypten bekennt sich die Mehrheit der Bevölkerung zum sunnitischen Islam. Saudi-Arabien ist das einzige Land mit sunnitischer Bevölkerungsmehrheit, in dem es Religionspolizisten gibt. Sie sind bei der sogenannten Behörde für die Förderung der Tugend und die Vermeidung des Lasters angestellt und überwachen, dass alle Muslime zum Gebet gehen und dass Frauen in der Öffentlichkeit lange schwarze Gewänder und Kopftücher tragen.

Die Anwältin Al-Farra hatte bereits im vergangenen Jahr Schlagzeilen gemacht, als sie vergeblich versuchte, die Regierung mit juristischen Mitteln zur Ausweisung des israelischen Botschafters zu zwingen. Begründet hatte sie ihre Forderung damals mit dem Tod von ägyptischen Grenzwächtern, die von israelischen Soldaten während einer Verfolgungsjagd erschossen worden waren. (APA)