Wien - Die frühere Eissalon-Besitzerin Estibaliz C.(32), die als mutmaßliche Doppelmörderin seit vergangenem Juni in der Justizanstalt Wien-Josefstadt in U-Haft sitzt, hat in der Nacht auf Mittwoch einen Sohn zur Welt gebracht. Die Leiterin der Justizanstalt, Helene Pigl, bestätigte Mittwochmittag die Geburt, die sich laut Medienberichten um Mitternacht in einem Wiener Krankenhaus ereignet haben soll.

Die mutmaßliche Mörderin wird ihren neu geborenen Sohn nicht behalten dürfen. Das Jugendamt hat entschieden, dass das Baby in die Obhut des Vaters übergeben wird. Das gab Herta Staffa, die Sprecherin der MA11, bekannt. Diese Entscheidung liege vor allem im Interesse des Kindes, "da beim Vater und seiner Familie stabile Verhältnisse gegeben und langfristige Bezugspersonen gewährleistet sind".

Wie Staffa mitteilte, wurden seitens des Jugendamts bereits unmittelbar nach Bekanntwerden der Schwangerschaft erste Überlegungen angestellt, was nach der Geburt mit dem Kind geschehen soll. In die Entscheidungsfindung wurden Estibaliz C. und ihr 47-jähriger Freund eingebunden. Nach eingehender Prüfung der familiären Verhältnisse und der Lebensumstände des 47-Jährigen kam man zum Schluss, dass dem Kind mehr gedient ist, wenn es von Anfang an beim Vater aufwachsen kann und nicht die erste Zeit bei der Mutter im Gefängnis zubringt.

Unklare Haftdauer

"Es ist ja unklar, wie lange die Frau im Gefängnis bleiben muss", gab die MA11-Sprecherin zu bedenken. Im Hinblick auf eine womöglich sehr lange Haftstrafe, mit der Estibaliz C. bei einer strafrechtlichen Verurteilung rechnen muss, "hat aus unserer Sicht nichts gegen den Vater gesprochen".

Im anderen Fall wäre das Kind jedenfalls nach einer gewissen Zeit von der Mutter zu trennen gewesen, weil weibliche Strafgefangene ihren Nachwuchs im Regelfall nur im allerersten Lebensabschnitt behalten dürfen. Den Sohn dann von der Mutter zu trennen, nachdem er sich durch eine monatelange, vielleicht jahrelange enge Bindung an seine wohl einzige Bezugsperson im Gefängnis gewöhnt gehabt hätte, erschien dem Jugendamt nicht zweckmäßig, zumal der Vater seinen Sohn nur im Rahmen von überwachten Besuchen in der Justizanstalt hätte sehen können. "Und durch eine Glasscheibe lässt sich kaum eine Beziehung zu einem Kind aufbauen", betonte Staffa.

Hochzeit im Gefängnis

Die Verdächtige will im Gefängnis heiraten: Die 32-Jährige habe ein entsprechendes Ansuchen eingebracht, sagte der stellvertretender Leiter der Vollzugsdirektion, Peter Prechtl. Die für eine Trauung notwendige Genehmigung der Staatsanwaltschaft Wien sei aber noch ausständig.

Die Hochzeit zwischen Estibaliz C. und dem Vater ihres Kindes werde in der "Vernehmungszone" der Justizanstalt Josefstadt stattfinden. Eine Trauung in der hauseigenen Kapelle der Justizanstalt, von der die "Kronen Zeitung" in ihrer Mittwochausgabe schreibt, wird es laut Prechtl definitiv nicht geben.

Estibaliz C. steht im Verdacht, ihren Ex-Mann und einen ehemaligen Freund ermordet und im Keller unter ihrem Eissalon in Wien-Meidling eingemauert zu haben. Als die Toten Anfang Juni zufällig gefunden wurden, setzte sich die gebürtige Spanierin kurzzeitig nach Italien ab und wurde in Udine festgenommen. (APA)